Eine starke Frau für Schwaben: Sabrina Hüttmann tritt die Nachfolge von Christoph Kern, der auf dem schwäbischen Bezirkstag im Frühjahr zunächst als Bezirks-Vorsitzender im Amt bestätigt und beim 26. Ordentlichen BFV-Verbandstag Ende Juni von den Delegierten mit großer Mehrheit zum neuen BFV-Präsidenten gewählt worden war, als Bezirks-Vorsitzende des Bezirks Schwaben an – und ist damit überhaupt die erste Frau an der Spitze eines bayerischen Fußball-Bezirks.
Im Interview spricht die 38-Jährige über ihre ersten Tage im Amt, ihre Ziele für den (schwäbischen) Amateurfußball und die Bedeutung von Diversität in Entscheidungs-Gremien.
Sabrina, herzlichen Glückwunsch zu deinem neuen Amt – du bist die erste Frau, die in Bayern einen Bezirk-Vorsitz übernommen hat.
Sabrina Hüttmann: Ganz ehrlich, es ist verrückt! Ich bin gerade einmal ein paar Tage im Amt und habe schon unzählige Glückwunsch-Nachrichten erhalten. Das freut mich sehr. Andererseits ist der Bezirks-Vorsitz natürlich eine enorme Herausforderung, der ich mich aber sehr gerne mit dem nötigen Respekt und Tatendrang stellen will. Es gilt, die Balance zu finden, Vereine und Funktionär*innen gleichzeitig mit auf die sicherlich spannende und fordernde Reise zu nehmen.
Frauen-Bezirks-Schiedsrichterbeauftragte, Gruppen-Schiedsrichterobfrau, Bezirks-Online-Beauftragte, Kreis-Beauftragte für den Frauen- und Mädchenfußbal im Kreis Donau, Vorsitzende des Bezirks-Frauen und -Mädchen-Ausschusses, stellvertretende Bezirks-Vorsitzende und jetzt Bezirks-Vorsitzende und Vorstandsmitglied: Hast du lange gezögert, ehe du entschieden hast, diesen nächsten Schritt zu gehen?
Hüttmann: Ja und nein. Ich muss zugeben, dass ich ungefähr eine Woche Bedenkzeit gebraucht habe, um für mich eine Entscheidung zu treffen. Das ist ein großer Schritt, den ich natürlich auch mit meinem Arbeitgeber und meiner Familie absprechen musste. Ich war mir aber von Anfang an sicher, dass ich die richtigen und notwendigen Fertigkeiten mitbringe und ein starkes Team an meiner Seite habe. In meiner Funktionärinnen-Laufbahn habe ich in den vergangenen Jahren viele Einblicke in verschiedenste Bereiche gehabt, das hilft mir jetzt natürlich weiter.
Du hast im vergangenen Jahr auch am BFV-Leadership-Programm für Frauen teilgenommen. Hat das bei deiner Entscheidung ebenfalls eine Rolle gespielt?
Hüttmann: Natürlich, eine entscheidende sogar. Das Programm war auf vielen Ebenen sehr aufschlussreich und daraus hat sich ein starkes Netzwerk mit Frauen im Fußball entwickelt, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Dazu gehören zum Beispiel unsere Vize-Präsidentin Silke Raml und Sandra Hofmann (Anm.: Vorsitzende des Verbands-Frauen- und -Mädchen-Ausschusses), aber auch die U30-Vertreterin im Vorstand, Selina Vollmar, oder Simone Petzke, die jetzt als Spielleiterin der Landesliga Südost aktiv ist.
Stichwort Frauen im Vorstand: Mittlerweile sind fünf Frauen im BFV-Vorstand, mit Inge Pirner wurde am Verbandstag eine zweite weibliche Vizepräsidentin gewählt. Wie bewertest du diese Entwicklung?
Hüttmann: Absolut positiv. Umso mehr verschiedene Blickwinkel es in einem Gremium gibt, desto vielfältiger ist der Diskurs. Unsere Gesellschaft besteht nun einmal je zur Hälfte aus Frauen und Männern. Unterschiedliche Meinungen machen das Ergebnis am Ende immer besser. Das beschränkt sich natürlich nicht nur auf das Geschlecht der Beteiligten – auch das Alter und die Herkunft spielen eine Rolle. Leute, die aus der Stadt kommen, haben einen anderen Blickwinkel auf Dinge als Leute, die im ländlichen Bereich daheim sind. Damit am Ende der Amateurfußball als Ganzes profitiert, braucht es Diversität auf allen Ebenen.
Welche Herausforderungen siehst du in den kommenden Jahren für den Amateurfußball?
Hüttmann: Wir müssen neue Spielerinnen und Spieler, vor allem im Frauen- und Mädchenbereich, gewinnen und die rückläufigen Zahlen im Schiedsrichter-Bereich – wenn möglich – umkehren. Ganz entscheidend wird es auch sein, dass wir gegen den aktuellen Trend arbeiten und die Leute wieder motivieren, sich ehrenamtlich zu engagieren. Dabei geht es um vertretbare und praxistaugliche Rahmenbedingungen.
Hast du schon erste Ideen, wie du diese Ziele erreichen willst?
Hüttmann: Gerade bei der Gewinnung neuer Fußballerinnen und Fußballer sind die neuen Spielformen im Kinderfußball ein entscheidender Hebel, in den ich große Hoffnungen setze. Wir müssen den Kleinsten möglichst viel Zeit am Ball verschaffen, damit sie ihre Liebe für den Fußball entdecken können und unserer Sportart als Spieler*in, Schiedsrichter*in oder ehrenamtliche*r Helfer*in treu bleiben – am besten ihr ganzes Leben lang.
Zum Abschluss wagen wir noch einen Blick in die Zukunft: Dein Vorgänger als Bezirks-Vorsitzender, Christoph Kern, ist bereits nach wenigen Wochen im Amt zum BFV-Präsidenten gewählt worden – wäre das auch was für dich?
Hüttmann: (lacht) Ich bin völlig zufrieden mit meiner aktuellen Rolle und werde in den nächsten Jahren alles daransetzen, für möglichst perfekte Rahmenbedingungen für den Amateurfußball in Schwaben zu sorgen. Darauf liegt mein Fokus. Das ist herausfordernd genug.