276 Delegierte, darunter eine 15-köpfige Delegation des Bayerischen Fußball-Verbandes mit Präsident Christoph Kern (links auf dem Gruppenbild mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf) an der Spitze, haben beim 4. Amateurfußball-Kongress des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) über die Zukunft des Fußballs an der Basis diskutiert. An den drei Kongresstagen auf dem DFB-Campus in Frankfurt am Main standen drei Themen besonders im Fokus: Spielbetrieb, Frauen- und Mädchenfußball sowie Vereine und Schiedsrichter*innen. Zu jedem Bereich wurden in Workshop-Phasen konkrete Handlungsempfehlungen abgeleitet und priorisiert. Sie werden in den Masterplan Amateurfußball des DFB aufgenommen und zielgerichtet weiterentwickelt.
Diese Handlungsempfehlungen erhielten die meisten Stimmen der Teilnehmer*innen:
1. Flexibilisierung von Ordnungen und Durchführungsbestimmungen (z.B. Anzahl der Ein-/Auswechslungen, Zeitstrafen, Dauer von Sperren) und anschließend bundeweite Harmonisierung durch DFB und Landesverbände,
2. Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs zur Flexibilisierung des Spielbetriebs (z.B. Staffelgrößen, Highlightspiele/Relegation) durch DFB und Landesverbände,
3. Schaffung von Rahmenbedingungen (u.a. mithilfe digitaler Tools) zur Ligaeinteilung nach geografischen Aspekten (kreis- und bezirksübergreifend).
Alle Handlungsempfehlungen zum Spielbetrieb im Überblick.
1. Kooperation zwischen KITA/Schule und Verein: Benennung einer verantwortlichen Person in den Landesverbänden, die Netzwerke zu relevanten Institutionen (z.B. Landesschulbehörde) aufbaut und die Vereine bei dem Aufbau einer Kooperation unterstützt (z.B. Leitfaden),
2. Flexibilisierung des Spielbetriebs durch die Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs zur Umsetzung zielgruppengerechter Angebote (z.B. Spielfeld- und Mannschaftsgröße) auf Basis einer Status-quo-Analyse,
3. Strategische Förderung von weiblichen Ehrenamtlichen auf allen Ebenen (DFB, LV, Kreise und Vereine).
Alle Handlungsempfehlungen zum Frauen- und Mädchenfußball im Überblick.
1. Etablierung von Schiri-Beauftragten in den Vereinen und Erstellung eines unterstützenden Leitfadens (Gewinnung und Betreuung der eigenen Schiedsrichter*innen, Gastgeberrolle bei Heimspielen, Verankerung der Person in den Vereinsvorstand, Beeinflussung des Zuschauer*innen- und Elternverhaltens, Organisation des Platzordnungsdienstes),
2. Alternative Sanktionsmöglichkeiten: Umwidmung von Strafen gegen Offizielle auf Spieler*innen, Punktabzug, Anti-Gewalt-Training als Auflage, Besuch eines Lehrabends bei Respektlosigkeit bzw. grober Unsportlichkeit,
3. Betonung der Vorbildfunktion des Profifußballs durch eine Kampagne von DFB und DFL für mehr Respekt im Fußball,
4. Perspektivwechsel mithilfe eines Austauschformats zwischen Schiris, Vereinen und Sportgerichten, einer Regelkundeschulung und Workshops in den Vereinen.
Alle Handlungsempfehlungen zum Thema „Vereine und Schiedsrichter*innen” im Überblick.
„Es war ein sehr intensiver und fruchtbarer Austausch, in den sich unsere bayerischen Teilnehmer*innen mit ihrem Know-how gewinnbringend eingebracht haben. Es freut mich, dass das Feedback unserer Vereinsvertreter*innen durchweg positiv war. Nun kommt es darauf an, dass wir die Ergebnisse in konkreten Maßnahmen umsetzen, die wirklich eine Wirkung erzielen“, erklärte BFV-Präsident Christoph Kern, der die 15-köpfige bayerische Delegation anführte.
BFV-Geschäftsführer Jürgen Igelspacher ergänzte: „Der Kongress war sehr gut strukturiert. Wir haben wichtige Impulse für unsere Verbandsarbeit mitgenommen. Die in Frankfurt identifizierten Themen werden wir jetzt in unsere erfolgreiche Kampagne Pro Amateurfußball einfließen lassen.“
Begeistert vom Amateurfußball-Kongress zeigten sich auch die bayerischen Vereinsvertreter*innen: „Dass ich in Frankfurt mit dabei sein durfte, hat mich riesig gefreut. Und meine Erwartungen wurden sogar übertroffen. Bei den intensiven Diskussionen mit den Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland konnte man tiefe Einblicke in Themen wie den Frauen- und Mädchenfußball oder den Spielbetrieb gewinnen und einiges für die Arbeit im eigenen Verein mitnehmen. Auch die Organisation war beeindruckend“, zeigte sich Bernd Ackermann (1. Vorsitzender und Leiter der Fußball- und Juniorenabteilung bei der JFG Kickers Bachgau) zufrieden, der als einer von insgesamt sechs Vereinsvertreter*innen der Einladung des Bayerischen Fußball-Verbandes nach Frankfurt gefolgt war.
Auch Alara Sagiroglu (Spielleiterin Frauen beim FSV Erlangen-Bruck) war beeindruckt. „Die Atmosphäre in Frankfurt war einzigartig. Der Kongress war perfekt organisiert, auch weil neben den spannenden Diskussionsrunden und Gesprächen in den Gruppen auch genügend Zeit blieb, um sich mit den Teilnehmerinnen aus Vereinen aus ganz Deutschland und aus anderen Regional- und Landesverbänden ganz ungezwungen über Themen rund um den Amateurfußball auszutauschen.“
DFB-Präsident Bernd Neuendorf sagt: „Der Amateurfußball-Kongress hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, ins Gespräch zu kommen, sich auf Augenhöhe auszutauschen und zuzuhören. Nur wer die Gedanken der Ehrenamtlichen an der Basis kennt, ihre Pläne und ihre Sorgen, kann sich auch angemessen für sie einsetzen. Das macht dieses Format so besonders und so wertvoll. Um den Amateurfußball für die Zukunft aufzustellen, braucht es Engagement, Ideen und Kreativität – damit Fußballzeit auch weiterhin die beste Zeit bleibt.“
Peter Frymuth, DFB-Vizepräsident Spielbetrieb und Fußballentwicklung und Leiter der Steuerungsgruppe Amateurfußball, sagt: „Der Abschluss des Amateurfußball-Kongresses markiert für uns zugleich einen Anfang. Jetzt geht es darum, die beim Kongress entwickelten Handlungsempfehlungen in der Steuerungsgruppe im Austausch mit Verbänden, Vereinen und ihren Vertreter*innen mit Leben zu füllen und so den Amateurfußball weiterzuentwickeln. Dazu haben wir von der Basis den klaren Auftrag bekommen. Die Leidenschaft zu erleben, mit der sich in Frankfurt so viele Menschen eingebracht haben, war großartig. Sie ist uns ein Antrieb, den Weg der Beteiligung konsequent weiterzugehen.“
Auf Basis der priorisierten Handlungsempfehlungen des Kongresses koordiniert die Steuerungsgruppe Amateurfußball nun die weiteren Arbeitsprozesse. In vertiefender und enger Einbindung der verschiedenen Fachbereiche der Fußballorganisation, aber auch der Kongressteilnehmer*innen, werden Maßnahmen zur Ergänzung des laufenden „Masterplans Amateurfußball“ entwickelt. Diese werden dem DFB-Vorstand zum Beschluss vorgelegt und sollen anschließend bundesweit umgesetzt werden.
Einer der ersten Programmpunkte des Kongresses war der Besuch des neuen Bundestrainers Julian Nagelsmann, der gemeinsam mit Bernd Neuendorf und Sportdirektor Rudi Völler bei einem Talk Einblicke in seine Anfänge im Amateurfußball gab. „Dass der neue Bundestrainer quasi als erste Amtshandlung bei unserem Kongress auftritt, war ein tolles Zeichen der Wertschätzung“, sagt Frymuth. Zum Abschluss der Veranstaltung äußerten sich der neue Geschäftsführer Sport, Andreas Rettig, und DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich unter anderem zu den Reformen im Kinderfußball und zur EURO 2024.