Im Rahmen des U20-Länderspiels der DFB-Auswahl gegen Polen in Unterhaching sind die 18 bayerischen BFV-Nachwuchsleistungszentren (BFV-NLZ) offiziell in ihre Talentfördersaison 2022/23 gestartet. Beim BFV-NLZ-Kick-off kamen die BFV-Verantwortlichen um Verbands-Jugendleiter Florian Weißmann und BFV-Cheftrainer Engin Yanova mit den Vertretern aller 18 BFV-NLZs und den bayerischen DFB-Stützpunkkoordinatoren zusammen.
„Wir sind stolz auf unsere in Deutschland einmalige Talentförderstruktur mit unseren bayernweit 18 gemeinsamen BFV-Nachwuchsleistungszentren als Zwischenebene zwischen den DFB-Stützpunkten und den Nachwuchsleistungszentren der Lizenzvereine“, betonte Weißmann in seiner Begrüßung den Stellenwert der BFV-NLZs für den Bayerischen Fußball-Verband und die professionelle Talentförderung in Bayern. Felix Brych, der beim BFV in der Hauptabteilung Sport für die Talentförderung verantwortlich zeichnet ergänzte: „Wir wissen, dass die tägliche Talentförderung in den Nachwuchsleistungszentren extrem viel Arbeit bedeutet und dass es auch nicht immer einfach ist. Aber dieser Einsatz lohnt sich für unsere in ganz Bayern verteilten Fußballtalente und mit einer konstruktiven und guten Zusammenarbeit von Verband und Vereinen erreichen wir auch unsere ambitionierten Ziele.“
Insbesondere für Michael Graf hat sich die Anreise ins Stadion des Regionalligisten SpVgg Unterhaching gelohnt. Der Vorstand „Sport & Verband“ der SG Quelle Fürth nahm ganz besondere Glückwünsche von Weißmann und Brych entgegen. Denn bei der SG Quelle Fürth ist seit nunmehr zehn Jahren ein BFV-Nachwuchsleistungszentrum beheimatet. Dafür gab es neben den Glückwünschen ein entsprechendes Schild, das der Verein öffentlichkeitswirksam an seinem NLZ anbringen kann. „Das ist natürlich eine tolle Sache für unseren Verein und zeigt die Wertschätzung des Verbandes für unsere jahrelange Arbeit. Es ist sicherlich auch Motivation und Ansporn zugleich für alle Beteiligten bei uns im Verein um NLZ-Leiter Bernd Winter, die hervorragende Arbeit auch in Zukunft fortzusetzen und die Ausbildung der besten Talente in der Region voranzutreiben“, erklärte Graf, nachdem er das Schild überreicht bekam.
Passend zu den anstehenden Änderungen in der DFB-Trainerausbildung konnte in Thomas Roy, dem ehemaligen bayerischen Stützpunkt-Koordinator und aktuellen Trainerausbilder beim Deutschen Fußball-Bund, der perfekte Referent gewonnen werden. Roy erklärte den NLZ-Verantwortlichen, was sich hinter den Bezeichnungen der neuen Trainerlizenzen UEFA Pro Lizenz (Profifußball), A (Semiprofessioneller Fußball), A+ (Jugendfußball im professionellen Kontext) und B+ (Leistungsfußball Jugend) verbirgt und welche Ausbildungswege mit welchen Voraussetzungen beschritten werden können. Er ging dabei vor allem auf die Weiterentwicklung der Inhalte und der neuen Ausbildungsphilosophie ein. „Wir gehen weg von der Trainer-Ausbildung hin zur Trainer-Entwicklung“, so Roy.
Damit bezog er sich darauf, dass künftig einerseits die Inhalte von den Ausbildern nicht einfach nur vermittelt, sondern zusammen mit den Auszubildenen erarbeitet werden. Andererseits haben sich auch die Inhalte deutlich weiterentwickelt. Neben den traditionellen Bestandteilen wie “Spiel & Spielcoaching“ oder „Talententwicklung“ werden auch aktuelle gesellschaftliche und individuelle Entwicklungen einfließen. So gehören künftig auch „Rollenverständnis“, „Ethik“ und „Selbstmanagement“ zur professionellen Trainerausbildung. „Wir reden nicht mehr klassisch vom Trainer, der seine Ansagen macht, sondern vom Coach, der die Spieler*innen in ihrer Entwicklung begleitet. Dazu gehört auch, sich als Verantwortlicher mit den geänderten Rollenverständnissen und Wertvorstellungen der Talente auseinanderzusetzen“, erklärte Roy den Anwesenden.
Auch die Vermittlung der Inhalte wurde modernisiert. So werden die Lehrgänge künftig im „Blended Learning“ absolviert. Das heißt, dass sich während der Ausbildung Präsenzveranstaltungen und Anwendungsphasen im Heimatverein abwechseln. Neu ist auch, dass es keine klassische Abschlussprüfung mit Note sondern sogenannte Zwischenleistungen und eine Abschlusspräsentation gebe. Am Ende entscheiden die Ausbilder auf Basis der erbrachten Leistungen ausschließlich über Bestehen oder Nicht-Bestehen der Ausbildung. BFV-Cheftrainer Enging Yanova stand den Vereinsvertretern im Anschluss zu den Änderungen für die Trainerausbildung für die Fußballbasis in Bayern Rede und Antwort.
BFV-Verbands-Jugendleiter Florian Weißmann ging bei seinem Austausch mit den BFV-NLZ-Vertretern vor allem auf aktuelle Spannungsfelder wie Vereinswechsel und Abstellungen ein. „Natürlich sind Spielerwechsel immer ein Thema. Die kleinen Vereine sind nie begeistert, wenn ihre besten Talente zu einem regionalen BFV-NLZ wechseln und für die BFV-NLZs gilt das gleiche, wenn die besten Talente wechseln. Aber das ist ja genau das, was wir wollen. Wir müssen schauen, was das Beste für das Talent ist. Und da ist neben der Überzeugungsarbeit eine offene und intensive Kommunikation nötig. Da steht der Verband auch absolut an der Seite der Nachwuchsleistungszentren. Wir geben da als Verband im Sinne der Talentförderung sogar ein Stück weit unsere Neutralität auf. Wir erwarten dafür aber auch einen entsprechenden Umgang miteinander. Das gilt zum Beispiel auch bei den Abstellungen für unsere Auswahlteams, bei denen die Talente ja auch auf höchstem Niveau gefördert werden. Wir agieren bei der Talentförderung auf Augenhöhe und wollen ein gutes Miteinander“, so Weißmann, der mit seinen Worten auf offene Ohren stieß.
So zog beispielsweise Henrik Schödel, NLZ-Leiter bei Drittligist SpVgg Bayreuth, ein rundum positives Fazit des diesjährigen BFV-NLZ-Kick-offs. „Diese Treffen sind absolut wichtig und richtig. Ich bin seit den Anfängen der BFV-NLZs dabei und diese Struktur ist die absolut richtige für die bayerischen Talente. Wir sind nunmal ein Flächenland und da ist es wichtig, mit einer professionellen Talentförderung in der Fläche präsent zu sein – insbesondere da, wo es keine Lizenzvereine gibt. Wichtig ist auch, dass sich die Talentförderung immer weiterentwickelt. Und das tut sie. Zum Beispiel ist die aktuelle Einführung der Förderliga extrem gut, weil sich dort die Talente ohne diesen extremen Druck entwickeln können. Und Treffen wie heute sind natürlich für den direkten Austausch und auch die Diskussionen sowie konstruktive Kritik wichtig. Wenn es nach mir geht, könnten wir diese Treffen noch öfter machen“, erklärte Schödel nach dem Kick-off.
SpVgg Ansbach, SV Viktoria Aschaffenburg, DJK Don Bosco Bamberg, SpVgg Oberfranken Bayreuth, SV Wacker Burghausen, ASV Cham, FC Coburg, SpVgg GW Deggendorf, SG Quelle Fürth, FC Gundelfingen, SpVgg Bayern Hof, SpVgg Landshut, FC Memmingen, TSV 1861 Nördlingen, 1. FC Passau, 1. FC Schweinfurt 05, SB Chiemgau Traunstein, SpVgg SV Weiden.