Es ist die bislang größte Überraschung im diesjährigen Toto-Pokal-Wettbewerb: Regionalligist TSV Aubstadt hat im Viertelfinale Titelverteidiger und Drittligist Türkgügü München völlig verdient mit 3:1 besiegt und steht im Halbfinale des bayerischen Landespokal-Wettbewerbs. Vor 699 Zuschauenden in der NGN-Arena erzielten Leon Heinze, Joshua Endres und Timo Pitter die Treffer für das Heimteam. Für Türkgücü war lediglich Philip Türpitz erfolgreich.
Bereits am Freitagabend hatte Drittligist TSV 1860 München nach großem Kampf den TSV Buchbach aus der Regionalliga Bayern mit 3:2 besiegt. Vor 2400 Zuschauern in der restlos ausverkauften SMR-Arena in Buchbach triumphierten die Löwen trotz zweimaligen Rückstands. In der 89. Minuten erlöste Dennis Dressel die mitgereisten Gästefans mit seinem wunderbaren Treffer. Die Buchbacher mussten sich aber zu keinem Zeitpunkt verstecken und verlangten dem Drittligisten alles ab.
Aubstädter Pokal-Coup
Paukenschlag im Pokal-Viertelfinale: Der TSV Aubstadt hat den amtierenden bayerischen Pokalsieger Türkgücü München nach einer überzeugenden Leistung mit 3:1 besiegt und steht damit überraschend im Halbfinale des bayerischen Landespokal-Wettbewerbs.
Bei herrlichem Fußballwetter in Unterfranken startete der Underdog selbstbewusst in die Partie und versteckte sich keineswegs vor dem favorisierten Drittligisten aus München. Die Belohnung für den TSV folgte in der 18. Minute: Leon Heinze gewann ein Laufduell nach schönem Steilpass von Leonard Langhans gegen Türkgücüs Paterson Chato und schob den Ball an Franco Flückiger zur umjubelten Führung vorbei.
Und die Grabfelder machten munter weiter. In der 31. Minute das nächste Ausrufezeichen des Regionalligisten: Joshua Endres kam nach einem Freistoß im Strafraum frei zum Schuss und versenkte perfekt ins lange Eck zum 2:0. Die 699 Zuschauenden in der NGN-Arena träumten bereits von der großen Pokal-Überraschung. Denn den Gästen, bei denen Trainer Peter Hyballa zahlreiche Stammkräfte zunächst schonte, fiel gegen die gut aufgelegte Aubstädter Defensive nicht viel ein. Fünf Minuten vor der Pause kam der Favorit aber doch noch zum Anschluss: Philip Türpitz verkürzte mit einem schönen Schuss aus rund 16 Metern zum 1:2 (41).
Nach dem Seitenwechsel wechselte Türkgücü-Coach Hyballa unter anderem Top-Stürmer Sercan Sarerer ein, um für mehr Offensivdruck zu sorgen. Den Münchnern fehlte es aber weiterhin an Durchschlagskraft. Zwingende Torgelegenheiten blieben auf beiden Seiten aus. Dem Regionalligisten gelang es immer wieder das Kombinationsspiel des Favoriten zu unterbinden und selbst für Entlastung zu sorgen. Erst in der Schlussphase drängten die Gäste auf den Ausgleich, den Keeper Lukas Wenzel mehrmals verhinderte. In der Nachspielzeit krönte Timo Pitter die überragende Aubstädter Mannschaftsleistung mit seinem Heber zum 3:1-Endstand. Nach der Partie zeigte sich Trainer Hyballa als fairer Verlierer: "Es war ein verdienter Sieg des TSV Aubstadt. In der zweiten Halbzeit hatten wir zwar mehr Ballbesitz, haben es im letzten Drittel aber nicht gut gemacht. Aubstadt ist mit mehr Herz aufgetreten. Ich wünsche dem TSV Aubstadt viel Erfolg in der nächsten Runde."
Aubstadts Coach Victor Kleinhenz zeigte sich angsichts der Mannschaftsleistung mehr als zufrieden: "Das Spiel war ein richtiges Highlight. Wir haben die ganze Woche hart gearbeitet und meine Spieler haben große Moral bewiesen. Einige sind 15 bis 16 Kilometer gelaufen, daher denke ich, dass wir verdient gewonnen haben." Während Türkgücü München das Grabfeld mit hängenden Köpfen verließ, darf der TSV weiter von der ersten DFB-Pokal-Teilnahme der Vereinsgeschichte träumen.
Das Viertelfinale im bayerischen Pokal-Wettbewerb komplettieren die Partien zwischen dem FV Illertissen und der SpVgg Bayreuth (9. November, 19 Uhr) sowie dem Unterfranken-Derby 1. FC Schweinfurt gegen FC Würzburger Kickers (13. November, 14 Uhr).
Pokal-Spektakel in Buchbach: 1860 München mit Mühe im Halbfinale
Freitagabend, Flutlicht und furiose Fans: Löwen-Profi Stefan Lex, der von 2009 bis zur Winterpause der Saison 2012/13 in Buchbach spielte, hatte bereits im Vorfeld vor der Atmosphäre bei seinem Ex-Klub gewarnt: „Für uns als Auswärtsmannschaft ist es das ekligste Los, Freitagabend dort spielen zu müssen. Das wird sicher eine ganz harte Nummer."
Und Lex, der die Löwen als Kapitän auf das Feld führte, sollte Recht behalten. Die Heimmannschaft war von Beginn an in den Zweikämpfen und spielte gut mit dem Drittligisten mit. So entwickelte sich bis kurz vor der Pause eine kampfbetonte Partie, ehe Buchbach die Löwen schockte: Über die rechte Außenbahn setzte sich Jonas Wieselsberger durch und flankte den Ball flach vor das Tor, wo Christian Brucia eiskalt zum 1:0 einschob (42.). Unter großem Jubel der heimischen Fans ging es kurz darauf in die Kabinen.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs brachte Gäste-Coach Michael Köllner mit Sascha Mölders seinen Top-Stürmer und sofort ging ein Ruck durch die Mannschaft. Mölders selbst verfehlte kurz nach Wiederanpfiff zwar noch kanpp (48.), doch der Druck der "Sechzger" nahm kontinuierlich zu. Folgerichtig fiel der Ausgleich: Nach Flanke von Lex setzte sich Tim Linsbichler im Zentrum durch und köpfte zum 1:1 ein (57.). Doch wer jetzt dachte die Buchbacher reagierten geschockt, irrte gewaltig. In der 61. Minute die erneute Führung für den Underdog. Nach Foul an Brucia im Strafraum trat Samed Baher vom Elfmetepunkt an und versenkte eiskalt (61.). Es entwickelte sich ein echter Pokalfight, 1860-Coach Köllner sah wegen Meckerns die Gelbe Karte, hatte in der 73. Minute aber wieder Grund zu Jubeln. Einen Freistoß von Richard Neudecker verlängerte Rückkehrer Lex per Kopf zum 2:2-Zwischenstand ins Tor.
Die Löwen wollten nun unbedingt den Sieg, drängten auf die Entscheidung in der regulären Spielzeit, hatten aber mit den leidenschaftlich kämpfenden Buchbachern einen Gegner auf Augenhöhe. Als vieles auf ein Elfmeterschießen hindeutete, fasste sich Dennis Dressel von der Sechzehner-Kante ein Herz, traf den Ball perfekt und begrub damit alle Hoffnungen des Regionalligisten (89.).
Während die Reise der Buchbacher im diesjähren Pokal-Wettbewerb nun vorbei ist, geht die B-Serie des TSV 1860 München im Wettbewerb weiter. Nach den souveränen Erfolgen gegen die Kreissieger aus Birkenfeld und Bayreuth, folgte ein Pokal-Krimi mit Happy End in Burghausen und nun der Viertelfinal-Triumph gegen Buchbach. Nicht wenige Löwen-Fans träumen da wahrscheinlich schon vom Pokal in Berlin.