In der 61. Minute der Toto-Pokal-Partie zwischen dem SSV Kasendorf und dem TSV 1860 München (0:18) betritt Jörg Schminder den Platz. Auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches, schließlich gehören Ein- und Auswechslungen zum Fußballalltag. Doch Schminder ist bereits 52 Jahre alt und erlebt in diesem Moment das größte Highlight seiner doch schon etwas längeren Karriere: Er läuft in einem Pflichtspiel gegen seinen Herzensverein auf, die Münchner Löwen.
Wer jedoch glaubt, dieser Einsatz sei nur ein „Geschenk“ für eine Vereinslegende gewesen, der irrt. Bastian Hugel, Vorsitzender beim SSV Kasendorf, betont: „Jörg hat noch richtig Lust auf Fußball und ist extrem fit. Er ist ein wichtiger Spieler unserer ersten Mannschaft und wurde mit dem Einsatz im Toto-Pokal-Spiel gegen den TSV 1860 München für sein langjähriges Engagement belohnt.“
Schminder selbst bezeichnet das Spiel als etwas ganz Besonderes: „Ich bin großer Fan der Löwen und habe zu Hause noch ein Trikot des Vereins, das 30 Jahre alt ist.“ Dennoch unterstreicht auch er, dass der Einsatz nicht einfach ein Gefälligkeit war, sondern er sich diesen durch seine Trainingseinsätze durchaus verdient hat – auch wenn er nicht unbedingt damit gerechnet hatte. Dass er letztlich tatsächlich spielen durfte, erfüllt ihn mit Stolz: „Eigentlich wollte ich nur für das nächste Ligaspiel am Sonntag fit bleiben, aber dass der Trainer mir dann 30 Minuten gegeben hat, macht mich sehr stolz.“ Eine Erfolgsformel für seine außergewöhnliche Alters-Fitness hat der 52-Jährige nicht parat. Zwar achtet er „ein bisschen auf die Ernährung“, aber vor allem sieht er seinen heutigen Physis als den Lohn jahrelanger Arbeit: „Früher bin ich vor den Spielen noch 30 Minuten im Wald gelaufen, um richtig warm zu werden.“
Das Spiel gegen die Münchner Löwen war jedoch nicht das erste Highlight in Schminders Fußball-Karriere. „2012 habe ich mit Kasendorf schon einmal gegen den 1. FC Nürnberg gespielt, damals waren knapp 5000 Zuschauer vor Ort“, erinnert sich Schminder und ergänzt: „Das Spiel gegen den ‚Club‘ ist heute noch auf YouTube zu sehen.“ Dennoch steht die Partie gegen den TSV 1860 München für Schminder an erster Stelle. Vor allem, weil er Fan des Vereins ist. Besonders beeindruckt haben ihn beim Duell der 1. BFV-Hauptrunde des Toto-Pokal-Wettbewerbs die Anhänger und Spieler der Löwen: „Die Fans hatten ein sehr gutes Gespür und haben auch unsere guten Szenen gefeiert. Auch die Spieler waren super. Nach der Partie haben sich alle bei uns bedankt und während des Spiels ohne Arroganz gespielt.“
Wann Schminder seine Fußballschuhe endgültig an den Nagel hängen wird, steht noch in den Sternen. „Aktuell macht mir der Fußball Spaß, ich bin fit und stehe noch gerne auf dem Platz“, sagt der Routinier. Doch er weiß auch, dass eine derart lange Karriere ohne die Unterstützung seines Umfelds nicht möglich wäre: Sein Dank gebührt daher insbesondere seiner Frau: „Ohne sie wäre das alles nicht machbar. Wir haben zu Hause auch Kinder – und sie hat mich immer unterstützt!“
Der SSV Kasendorf ist jedenfalls froh, weiterhin auf die Dienste von Jörg Schminder zurückgreifen zu können. Besonders in einer Phase des Umbruchs, in der seine Routine und Erfahrung eine wichtige Stütze für die jungen Spieler darstellen.