Das BFV-Team ist zurück im Freistaat: Nach neun Tagen und acht Nächten in Italien hatte die Auswahl des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) nicht nur den Zwischenrunden-Sieg der Gruppe 5 und damit das Ticket für die Teilnahme am Finalturnier um den UEFA Regions‘ Cup im nächsten Jahr mit im Gepäck. „Was bleibt, sind neben dem herausragenden sportlichen Erfolg auch ganz viele persönliche Erinnerungen und individuelle Eindrücke. Mich hat die Charakterstärke unserer jungen Mannschaft und des ganzen Teams hinter dem Team beeindruckt. Die Jungs werden sich garantiert lange an die gemeinsame Zeit in Anzio zurückerinnern und haben jetzt daheim in ihren Vereinen einiges zu erzählen“, sagte Delegationsleiter Jürgen Faltenbacher bei der Ankunft in München: „Wir haben nicht nur sportlich überzeugt, sondern sind auch abseits des Platzes unserer Rolle als Botschafter Bayerns gerecht geworden.“
Es war eine lange Nacht, „anstrengend und einfach genial“, nannte Rufus Roth vom FC Ismaning die Stunden des Feierns nach dem Herzschlagfinale bis zum morgendlichen Abschied von der Hafenstadt an der westlichen Mittelmeerküste. Nach dem 2:0 (2:0)-Auftaktsieg gegen Nordmazedonien und dem unglücklichen 1:2 (0:0) gegen England hatten sich die Schützlinge von Cheftrainer Engin Yanova im abschließenden Klassiker gegen Gastgeber Italien mit 2:0 (1:0) durchgesetzt – und am Ende im Fernduell mit den „Three Lions“ von nordmazedonischer Schützenhilfe profitiert. Die Engländer kamen über ein torloses Remis nicht hinaus. Der Schlusspfiff dieser Partie im rund 30 Kilometer entfernten Aprilia war der Startschuss für eine stürmische Nacht rund ums deutsche Team-Quartier. „Das hatten sich die Jungs auch verdient und wir alle haben es genossen“, sagte Cheftrainer Engin Yanova. Erster Gratulant war – wie sollte es anders auch sein – BFV-Präsident Christoph Kern, der sich das deutsche Match gegen England selbst vor Ort in Latina angesehen hatte und jetzt telefonisch die Glückwünsche überbrachte: „Grandios, was diese Mannschaft geleistet hat. Sie hat immer an sich geglaubt und sie hat sich für diesen unglaublichen Teamgeist belohnt!"
Bayern hat sich als Vertreter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nach 2019 erneut für die Europameisterschaft der Amateure qualifiziert – seinerzeit ging die Reise im eigenen Land sogar bis ins Finale von Burghausen: Dort waren die Gastgeber letztlich in einem kuriosen Endspiel mit fünf Elfmetern mit 2:3 an Polen gescheitert. Es ist die beste Platzierung einer deutschen Auswahl in dem seit 1998 im Zweijahres-Rhythmus ausgetragenen Wettbewerb. Titelverteidiger Polen hat sich nach der coronabedingten Absage 2021 auch heuer wieder für die Endrunde im kommenden Jahr qualifiziert. Ebenso Bosnien-Herzegowina, Serbien – und Deutschland.
Die drei noch freien Plätze werden bis 8. November 2022 bei drei ausstehenden Zwischenrunden-Turnieren vergeben. „Die bayerische Reise durch Europa geht weiter, wir sind gespannt, wer von der UEFA den Zuschlag für die Ausrichtung erhält“, sagte Faltenbacher. BFV und DFB hatten 2019 das Finale in Bayern ausgerichtet und für die perfekte Organisation Bestnoten von der Europäischen Fußball-Union erhalten.
„Wir werden in jedem Fall reisen, eine nochmalige bayerische Bewerbung wird es jetzt nicht geben, der Aufwand ist schließlich enorm“, sagte Faltenbacher, der nach dem Wahnsinns-Gruppenfinale gemeinsam mit Chefcoach Engin Yanova gleich nach der Ankunft im Hotel der nordmazedonischen Auswahl für die Schützenhilfe dankte: „Das gehört sich so. Wir hatten vom ersten Tag einen guten Draht zur Delegation der Nordmazedonier gefunden, das hat sich während des Turniers zu einer Freundschaft entwickelt. Vielleicht gibt es ja einmal an anderer Stelle ein Wiedersehen. Wir werden in jedem Falle in Kontakt bleiben“, sagte der Leiter der deutschen Delegation, zu der auch Verbands-Spielleiter Josef Janker zählte.
Nicht erst in der Nacht des bayerischen Triumphes sind im jungen deutschen Team (Altersdurchschnitt 20,9 Jahre) Freundschaften entstanden: „Einige kannten sich ja schon von den Spielen in der Bayernliga, aber hier ist mehr daraus geworden“, sagte Ishak Karaogul von der U21 des FC Ingolstadt 04. Den in diesen Tagen auch in der Heimat gewachsenen Stellenwert des Turnierformats merkte „Schanzer" Mario Götzendörfer spätestens nach dem letzten Gruppenspiel: „Es war schon enorm, wer sich alles gemeldet und mir gratuliert hat. Daheim haben ganz viele mitgefiebert. Für mich selbst war es eine ganz neue Erfahrung, international Fußball zu spielen. Das war einfach beeindruckend.“
„Uns ist es gelungen, in der Kürze der Zeit eine gute Mannschaft zusammenzustellen, die dann auch den nötigen Teamgeist entwickelt hat, um hier bestehen zu können. Das hat mir imponiert“, sagte Cheftrainer Engin Yanova: „Wir hatten ausschließlich Topcharaktere im Team und im Staff. Es gab nur positive Energie – und das haben wir auch in jeder Sekunde gespürt.“