Nach insgesamt fast 18 Jahren als Ausbilder und Talentförderer verlässt Hartmut Herold den Bayerischen Fußball-Verband (BFV) – der Verbandstrainer geht in die passive Phase der Altersteilzeit.
„Mit Hartmut Herold verlieren wir einen besonderen Trainer, der bei der Ausbildung und der Arbeit mit unseren Auswahlteams stets die Menschen im Blick und ein Ohr für ihre Bedürfnisse hatte“, sagt BFV-Geschäftsführer Jürgen Igelspacher: „Seine besondere Art im Umgang und seine große fachliche Kompetenz haben ihn ausgezeichnet und zweifelsfrei Spuren hinterlassen.“
Zahlen sind Hartmut Herold nicht wichtig: „Wer die Qualität eines Trainers wirklich beurteilen möchte, müsste ihm auf Schritt und Tritt folgen; bei jeder Einheit dabei sein, in der Kabine, bei Gesprächen, bei Planungen, bei Vor- und Nachbereitung. Aber wer hat dafür im Fußball die Zeit? Und so ist es am Ende der sportliche Erfolg, die Tabelle, Zahlen, die das Urteil maßgeblich bestimmen.“ Trotzdem bleibt er dabei: Zahlen sind ihm nicht wichtig – er weiß nicht, wie viele Trainerinnen und Trainer er in seinem Berufsleben aus- und fortgebildet, wie viele Lehrgänge er in seinen rund 18 Jahren als Verbandstrainer beim BFV geleitet hat und wie oft er mit den Jungs und Mädels der BFV-Auswahlteams unterwegs war und die weiß-blauen Farben bei Vergleichsturnieren vertreten hat. „Das sind nur Zahlen, mich interessieren die Menschen, mich interessiert der Fußball“, sagt der heute 64-Jährige.
Der Diplom-Sportlehrer machte 1991 gemeinsam mit klangvollen Namen wie Werner Lorant, Hans-Günter Bruns oder Horst Ehrmantraut die Prüfung zum Fußballlehrer („Und das ohne Profi-Vergangenheit, was mir damals gar nicht so bewusst war. Beinahe hätte ich die Teilnahme damals abgesagt.“) und hat seither viel gesehen.
Der Fußball war immer sein Kompass: Herold trainierte zunächst die U19-Kicker seines Heimatvereins TSG Thannhausen, wechselte 1991 als Verbandstrainer zum Bayerischen Fußball-Verband, ehe er acht Jahre später zunächst im U19-Bereich Cheftrainer beim TSV 1860 München (1999 bis 2005), dann bei der SpVgg Unterhaching (2005 bis 2006) und später bei Hannover 96 war. Bei den Niedersachsen leitete der Schwabe das Nachwuchsleistungszentrum (2007 bis 2013). Zwischendurch ging’s für eine Saison in die Wüste. Beim Abu-Dhabi-Klub Al Jazira verantwortete er den Jugendbereich und trainierte das U18-Team. „Ein Kulturwandel“, sagt er heute über die Zeit in den Vereinigten Arabischen Emiraten: „Die Kinder kamen vermehrt aus gut betuchtem Hause. Der Druck, Fußball-Profi zu werden, war nicht der größte. Oftmals wurde ein Beinschuss mehr bejubelt als ein Tor.“
Im Oktober 2014 schloss sich der Kreis für Herold. Er kam aus Hannover und der Station als Coach des TSV Großhadern zurück an die Sportschule Oberhaching zum Bayerischen Fußball-Verband. Erinnerungen gibt es viele, etwa die mit Philipp Lahm oder Thomas Hitzlsperger – beide standen in den BFV-Auswahlteams in unterschiedlichen Jahrgängen unter seinen Fittichen, mit beiden wurde der Ausbilder und Talentförderer hintereinander in Duisburg beim Ländervergleich deutscher U15- bzw. U16-Meister. „Es war immer das Salz in der Suppe, mit der Mannschaft unterwegs zu sein“, sagt Hartmut Herold.
Das ist es, was er jetzt vermissen wird. Die Zahlen ganz sicher nicht.