EHINGEN (zr) – Großer Bahnhof beim VfL Ehingen. Mit einjähriger Verspätung wurden 50 Jahre Frauenfußball im Bezirk Mittelfanken von 1970 bis 2020 gefeiert. Bezirksspielleiterin Kornelia Bayer begrüßte ihren Kollegen Thomas Jäger, den Kreisspielleiter Nürnberg-Frankenhöhe Thomas Raßbach, Bezirksschiedsrichter-Obmann Siegmar Seiferlein, Bezirksehrenamts-Referent Alexander Männlein, Kreisspielleiterin Erlangen-Pegnitzgrund Helga Leistner, Gruppenschiedsrichter-Obmann Bernd Keil, vom VfL Ehingen Vorsitzenden Reinhold Rothgang und „Macher“ Karlheinz Wagenlender sowie Abordnungen der Vereine und nicht zuletzt das fast vollzählig erschienene Gründungsteam des VfL Ehingen.
Neben den Damen des gastgebenden Vereins gehörte auch der FC Kalbensteinberg zu den Pionieren, wie Thomas Jäger berichtete. Es sei mittlerweile längst eine Selbstverständlichkeit, dass Frauen Fußball spielen. Mit nur 330 Einwohnern zwei Herrenmannschaften und ein Damenteam aufzubieten, sei für den kleinen Ort im Kreis Weißenburg-Gunzenhausen bemerkenswert, so der Bezirksspielleiter. Seit Gründung auf Initiative von Kalbensteinbergs „Urgestein“ Fritz Reinwald habe es nur zwei Verantwortliche für die anfangs belächelten Auftritte gegeben. Aber schon beim 25-jährigen Gründungsjubiläum habe es geheißen: „Kickende Damen und Mädchen machen Furore!“ Während früher die Spielerinnen aus weitem Umkreis beim FC kickten und 1981 den Bezirksliga-Aufstieg feierten, habe man jetzt wegen Nachwuchsmangel eine Spielgemeinschaft (SG) mit dem Nachbarverein TSV Absberg eingehen müssen.
Karlheinz Wagenlender erinnerte an die Anfänge des Frauenfußballs am Hesselberg. Eine Umfrage im Herbst 1970 habe 20 interessierte Spielerinnen ergeben. Nachdem mit Karlheinz Wagenlender auch ein Trainer gefunden war, konnte das im Umfeld teils skeptisch betrachtete Abenteuer starten. Man einigte sich auf eine erste Saison mit 15 Freundschaftsspielen von März bis Oktober 1971. Da dabei aber zwölf Siege erzielt wurden, fieberte man dem Rundenstart 1972 entgegen. Mit der Aufstellung Ulla Riegler, Gertraud Eder, Sonja Menhorn, Frieda Draht, Gerda Stegle, Isolde Keck, Erika Danner, Hannelore Brandner, Renate Wießinger, Anita Muschler und Hanne Wagenlender erfolgte der Anpfiff. Schon in der Premierensaison zeigten Training und danach lange Besprechungen im Vereinslokal durchschlagende Erfolge. So wurde der VfL Ehingen als Neuling gleich ungeschlagen Kreismeister. Die erste Niederlage setzte es erst im Endspiel um die Bezirksmeisterschaft gegen Glaishammer Nürnberg. Den Bezirkspokal jedoch holten die Damen gegen den ESV Ansbach-Eyb an den Fuß des Hesselbergs. Mit 100 Toren in 77 Spielen wurde die damals herausragende Anita Muschler als „Bomber vom Hesselberg“ bezeichnet.
Beim größten Damenturnier in Bad Neuenahr spielten die VfL-Damen 1978 und 1980 gegen internationale Teams aus Malmö, Rotterdam, Salzburg und eine kalifornische Auswahl. Auch mit der rumänischen Nationalmannschaft durfte man sich messen. Das Ergebnis war zweitrangig, denn „gefeiert wurde immer, ob gewonnen oder verloren“, so Wagenlender. Mit sechs mittelfränkischen Meisterschaften, vier Pokalsiegen und dem Aufstieg in die Regionalliga Süd erreichte das Team großartige Erfolge. Derzeit rangiert die SG VfL Ehingen/DJK Großenried/TSV Bechhofen in der erweiterten Spitzengruppe der Bezirksliga, während sich die SG FC Kalbensteinberg/TSV Absberg im Mittelfeld befindet.
Bezirksspielleiterin Kornelia Bayer überreichte unter dem Applaus der Versammlung an Thomas Jäger vom FC Kalbensteinberg und Reinhold Rothgang vom VfL Ehingen die Ehrenurkunde des Bezirks für ein halbes Jahrhundert Frauenfußball. „Super, dass ihr damals angefangen habt!“, hieß es.
Die am Ende des offiziellen Teils vorgenommene Auslosung für die Halbfinalbegegnungen des Bezirkspokals ergab folgende Paarungen: TSV Brand gegen SG Nürnberg-Fürth und die SG Ehingen/Großenried/Bechhofen empfängt den Bezirksoberligisten TSV Buch.
Foto (Fritz Zinnecker): v. l. Karlheinz Wagenlender und Kornelia Bayer würdigten zusammen mit Thomas Jäger (hinten rechts) die Gründungsmitglieder des Ehinger Damenfußballs Monika Draht, Erika Kunder, Renate Freytag, Ulla Riegler, Beate Blank, Anita Eberlein, Frieda Draht, Hanne Wagenlender und Sonja Meyer.
Bericht/Fotos: Fritz Zinnecker