Im Vereinsheim des Polizei SV Augsburg veranstalten die Übungsleiter normalerweise ihre Arbeitstagungen. Doch kürzlich war der FC Augsburg zu Gast an der Gögginger Straße. Der ehemalige Kapitän des FCA, Alwin Fink, und Vereinspräsident Markus "Max" Krapf standen den 110 Gästen in der bis auf den letzten Platz gefüllten Halle Rede und Antwort, blickten auf frühere Zeiten zurück oder erzählten zur aktuellen Lage der Dinge. Trainer-Chef Rainer Batsch (Polizei SV) begrüßte die beiden Fußballgrößen, die Anwesenden und besonders den ehemaligen Zweitligatrainer des FCA und Spieler des TSV Schwaben und des BCA, den 85-jährigen Werner Sterzik.
Fink, ein echtes FCA-Urgestein, blätterte ganz weit zurück in der Vereinschronik, erzählte von der Gründung des FC Alemannia Augsburg, einem der Vorgängervereine des FCA im Jahre 1907. 1918, nach dem ersten Weltkrieg änderte der Klub seinen Vereinsnamen und firmierte unter Ballspielclub Augsburg (BCA). Als Schülerspieler kickte Fink beim TSV Steppach und schloss sich dann der Jugend des BCA an. "1969 kam dann die Fusion mit dem TSV Schwaben, der FCA war geboren", erzählt er. Der Weltmeister von 1954, Herbert Erhardt war sein erster Trainer. Fink erlebte die großen Zeiten des FCA mit, war dabei als Helmut Haller (" er war ein genialer Fußballer, aber manchmal war es nicht einfach mit ihm") nach elf Jahren aus Italien in die Heimat zurückkehrte und Augsburger Fußballgeschichte schrieb.
Auch als der FCA 1973 im Münchner Olympiastadion vor fast 100 000 Zuschauern 1:1 spielte war Fink dabei. Ein Punkt fehlte den Fuggerstädtern in dieser Saison zum Aufstieg in die Bundesliga. "Damals machte das Gerücht die Runde wir wollten nicht aufsteigen," erzählte Fink, der als Lehrer arbeitete. "Ich wurde von meinen Vorgesetzten besonders beobachtet," erklärte er.
Der kleine und quirlige Abwehrspieler trug unter Jupp Derwall auch das Trikot der deutschen Amateur-Nationalmannschaft. Mit 28 Jahren musste er seine Karriere nach mehreren Operationen beenden. "Der Abschied vom FCA war nicht so, wie es angemessen gewesen wäre", blickt er zurück. Die Konsequenz: Er schloss sich der AH der Münchner Löwen an. Doch diese Differenzen sind längst bereinigt. Sein Verhältnis zum FCA könnte nicht besser sein. Er ist in Veranstaltungen mit ehemaligen Teamkollegen involviert, sein Rat immer gefragt, der mittlerweile 76-jährige ist Stammgast bei den Heimspielen und ein glühender Anhänger des Augsburger Renommierklubs. Und zeigt sich optimistisch: „Unser Bundesligateam schafft auch in diesem Jahr den Klassenerhalt“.
Gespannt warteten die Anwesenden auf den Vortrag von Markus Krapf (54). Der FCA-Präsident gewährte den Trainern einen Blick hinter die Kulissen des Großvereins. Er erzählte seinen Weg vom Fan zum Präsidenten. Eigentlich war Krapf ja Anhänger des FC Bayern, ehe er mit seinem Freund Walter Sianos beschloss, den FCA zu unterstützen. "Wir haben den damaligen Abteilungsleiter Fritz Bäuml aufgesucht und dann auch Walther Seinsch kennengelernt, wir wollten dem FCA helfen. Seinsch konnte uns gut leiden. Im Jahre 2002 fragte er mich, ob ich nicht Geschäftsführer machen möchte. Da blieb ich bis 2006." Krapf bestätigte, dass die Zusammenarbeit mit Seinsch nicht immer einfach war. Der FCA trennte sich von Manager Jan Schindelmeister, Krapf blieb nach dem Aufstieg noch bis 2007 in der Geschäftsstelle und übernahm auch den Job des Pressesprechers. "Wir hatten einen Etat von 7 Millionen Euro, Evi Heindl und Jürgen Pöcher waren meine Mitarbeiter." Seinsch verpflichtete Andreas Rettig als Manager. Krapf: "Wir waren in der zweiten Liga und hatten eine erfolgreiche Phase." Krapf übernahm die Fußballkneipe 11er. Seit rund drei Jahren leitet Krapf nun als Präsident den eingetragenen Verein. Gerade die letzten Monate waren mit der Trennung von den Trainern Jess Thorup und Sandro Wagner nicht einfach für ihn. Die Vertragsauflösung von Thorup fand bei etlichen Kollegen Thorups wenig Verständnis. "Wir mussten so handeln, unsere sportliche Entwicklung zeigte nach unten."
Was der Vereinschef besonders gern erzählte. Die Zahl der Mitglieder ist auf 30660 gestiegen. "Damit könnten wir allein mit unseren Mitgliedern die Arena füllen."
Text: Jan Schwörer