Die imposante Laufbahn des Sepp Neumeier
In der schwierigen Phase der Corona-Krise stehen wir im Austausch mit interessanten Gesprächspartnern aus der regionalen Schiedsrichterszene der SRG Bayerwald.
Heute sprechen wir mit Josef Neumeier (67, links im Bild;rechts Andi Egner) aus Lam. Ein Mann, der in der Bayernliga als Schiedsrichter aktiv war, sämtliche Funktionärsposten, nicht nur im Schiedsrichterwesen innehatte und vor allem auch ein hervorragender Keeper war, der es bis in die Bezirksliga schaffte …
Servus Sepp, schön dass du dir Zeit genommen hast. Eines vorneweg: du hast eine imposante Laufbahn in der Schiedsricherbranche erreicht. Sportlich ging´s für dich bis in die Bayernliga, die damals noch dritthöchste Liga. Wie viel Arbeit war es, um es in die damals höchste Amateurliga zu schaffen?
Mit 21 Jahren, damals als ziemlich junger (!), legte ich die SR-Prüfung ab. Da ich zu dieser Zeit noch selbst aktiv Fußball spielte, wurde ich hauptsächlich im Juniorenbereich eingesetzt. Ab und an durfte ich mit einem älteren Kollegen in der Bezirksliga als Assistent mitfahren. Nachdem ich beruflich nach Nürnberg versetzt wurde, musste ich die Fußballschuhe an den Nagel hängen. Mit wenigen Spielleitungen im Herrenbereich wurde ich 1982 in der A-Klasse (jetzt Kreisliga) eingesetzt. Beobachtet wurde man damals von beiden Mannschaften. Schon nach einer Saison ging es in die nächsthöhere Klasse, die Bezirksliga. Zwei Jahre dauerte es, bis der nächste Aufstieg in die Landesliga erfolgte, übrigens zusammen mit Georg Greipl. Drei Jahre leitete ich Spiele in den verschiedenen LL-Staffeln. Im zweiten Jahr war ich punktgleich mit einem Passauer SR an der Spitze der niederbayerischen LL-Schiris. Obwohl ich um einiges jünger war, bevorzugte man damals den älteren SR. Allerdings musste ich nach drei Jahren in den sauren Apfel beißen und den Abstieg in die neu eingeführte Bezirksoberliga hinnehmen. Nach zweimaligem Aufstieg 1991 und 1992 war ich in der höchsten Amateurklasse angelangt. Damals spielte u.a. 1860 München, FC Augsburg, SpVgg Fürth, Jahn Regensburg und SpVgg Unterhaching in der Bayernliga. Es war ein langer, teilweise steiniger Weg dorthin, der sich aber lohnte, wenn man Spiele mit meist mehr als 1000 Zuschauern leiten durfte. Nach zwei Jahren wurde ich wieder in die Landesliga zurückversetzt, wo ich noch fünf Jahre bis zur Altersgrenze bei interessanten Spielen eingesetzt wurde.
Bevor du dich aber der Schiedsrichterei widmen konntest, warst du lange als aktiver Spieler unterwegs. Du warst ein ausgewiesener guter Torwart, der beim damaligen Bezirksligisten 1. FC Viechtach zwischen den Pfosten stand. Was gab dir den Anstoß, in die Schiedsrichter-Schiene zu wechseln?
Nach meiner beruflichen Versetzung wollte ich weiterhin dem Fußball treu bleiben. Da mir das Training fehlte, war ein Einsatz als aktiver Spieler kaum mehr möglich. Mit häufigeren Einsätzen als Schiedsrichter im Junioren- und Herrenbereich und dem Zuspruch von den Funktionären und Spitzenschiedsrichtern der Gruppe Kötzting war für mich klar, der SR-Tätigkeit nun den Vorzug zu geben. Als ich als Bezirksligaschiedsrichter noch zu C- und B-Junioren-Auswahlturnieren in die Sportschule Grünwald berufen wurde und dabei immer führende Verbandsfunktionäre anwesend waren, die mich ermutigten, den Weg in die höheren Leistungsklassen anzustreben, war das ein weiterer Anreiz, mich verstärkt auf die „Schiedsrichterei“ zu fokussieren.
Du bist ein Mann, wie er im Buche steht. Du hast neben deinem Beruf als Lehrer und Familienvater auch etliche ehrenamtliche Tätigkeiten in vielen Vereinen übernommen. Auch in der damaligen SRG Bad Kötzting warst du immer im Ausschuss integriert. Als Einteiler, sportlicher Berater, etc. Ein echter Teamplayer quasi. Was gab dir den Antrieb, ehrenamtlich so viel zu leisten? Und hast du in diesem Zusammenhang noch einen Appell für die heutige Jugend im „Köcher“?
Dass ich neben meinem Beruf ehrenamtliche Funktionen im Fußball bei meinem Heimatverein der SpVgg Lam und der Schiedsrichtergruppe Kötzting, im Wintersport als Kampfrichter Alpin oder in der Gemeinde als Marktrat ausführen konnte, habe ich meiner Familie zu verdanken, die mir nie Steine in den Weg legte. Das Interesse für den Sport und das Geschehen in der Gemeinde war der Grund, mich zusätzlich zu engagieren.
Gerade an junge Schiedsrichter möchte ich appellieren, diesem Hobby weiterhin nachzugehen, da man seinen Horizont unwahrscheinlich erweitern kann, sei es, dass man neue soziale Kontakte knüpft oder die Heimat (Niederbayern, Ostbayern, Bayern) besser kennenlernt. Außerdem nützt die Schiedsrichtertätigkeit vielen beim Weiterkommen im Beruf, besonders wenn man Verantwortung und Führungsaufgaben zu übernehmen hat. Sollte einmal ein Rückschlag als Schiedsrichter eintreten, der bei niemandem auszuschließen ist, muss man lernen nicht gleich aufzugeben, was einem dann auch in beruflichen und privaten Situationen helfen kann.
An Highlights hat es in deiner Laufbahn bestimmt nicht gemangelt. An welche Ereignisse und Spielorte erinnerst du dich besonders gerne zurück und was war dein Erfolgsrezept in der Spielleitung?
Als höherklassiger Schiedsrichter bekommt man natürlich häufiger Spiele zugeteilt, an die man sich auch noch später gerne erinnert, z.B. an den Auftritt einer Europaauswahl von Altstars wie Beckenbauer, Seeler, Keegan, Pfaff in Riedlhütte oder an Freundschaftsspiele mit Profiteams wie Bayern München, Sparta Prag oder Wolverhampton Wanderers. Beliebte Spielorte waren für mich im Bayerwald Kreuzberg und Klingenbrunn, aber auch mehrere Spielleitungen mit dem Dorfverein Vestenbergsgreuth und bei Linde Schwandorf bleiben mir immer in Erinnerung.
Jeder Schiedsrichter sollte sein eigenes Rezept haben, wie er Spiele leitet. Kollegen zu kopieren versuchen, geht oft schief. Die Erfahrung von vielen Spielleitungen und gezielte Ratschläge sind wertvoll, um das Handeln auf dem Platz zu perfektionieren.
Ich selbst wollte zu Beginn eines Spieles zunächst Ruhe ausstrahlen, im Hintergrund stehen und nicht mit Strafen überziehen. Dann hat man in den heiklen Phasen die Möglichkeit, energisch einzuschreiten und Karten wirksam einzusetzen. Überheblichkeit gegenüber allen Beteiligten ist da kein gutes Mittel.
Abschließende Frage: Viele Sachen haben sich im Laufe der Jahre in der Gesellschaft verändert. Positiv wie negativ. Welche Werte waren damals bzw. sind heute noch von großer Bedeutung, um ein guter Referee und somit Vorbild für viele andere zu sein?
Auch wenn man heute mehr Wert legt auf Coolness, Diskussionsfreudigkeit und Meinungsäußerung, dürfen Begeisterung für die Sache, in unserem Fall für den Sport, Empathie und Selbstbewusstsein auf dem Spielfeld, Geduld für eine Karriere und der Respekt anderen gegenüber nicht fehlen. Gewiss gäbe es noch viele andere Prinzipien und Werte, die ein guter Referee beherzigen sollte und auf den Beruf und das Leben in der Gemeinschaft übertragen kann.
Vielen Dank für´s Gespräch, Sepp! Mach´s gut und bleib gesund. Und weiterhin viel Spaß beim Beobachten!
Das Interview führte Lehrwart Andi Egner und der Stellv. Obmann Marco Öttl