Ein Mann, der immer ein offenes Ohr hat …
In der schwierigen Phase der Corona-Krise stehen wir im Austausch mit interessanten Gesprächspartnern aus der regionalen Schiedsrichterszene der SRG Bayerwald.
Heute steht mit Friedhelm Wildfeuer ein Mann im Fokus, der als Jugendkoordinator der SRG Bayerwald seit Jahrzehnten unzählige junge und auch erfahrene Schiedsrichter in privater als auch sportlicher Ebene prägte.
Im Interview spricht der Möbelunternehmer aus Kirchdorf i. Wald, der am kommenden Freitag seinen 60. Geburtstag feiert, über die Zeiten von „früher“, die Faszination „Schiedsrichter“, die körperliche Fitness und über die zeitliche Koordination als Unternehmer, Vater, Opa, Assistent, Vorstandsmitglied und Mann für alle Fälle zu funktionieren.
Servus Friedhelm, am kommenden Freitag feierst du deinen 60. Geburtstag. Du bist seit über 30 Jahren Schiedsrichter, sprich dein halbes Leben lang. Was kannst du rückblickend sagen, wie hat dich diese Sportart als Mensch geprägt und wie hat sich der Fußball in den letzten Jahrzehnten verändert?
Sicherlich hat mich die Aufgabe als Schiedsrichter im positiven Sinne geprägt. Vom Fußballer, Vereinsfunktionär bis hin zum Schiedsrichter. Eine großartige Erfahrung, Einblicke in Geschehnisse in einer anderen Sichtweise zu erleben und neue Personen kennen zu lernen. Erlebnisse, die ich rückwirkend nicht missen möchte.
Generell bin ich kein Mensch, der in der Vergangenheit lebt. Man muss immer für die Zukunft denken und planen, ob im beruflichen, privaten oder auch im sportlichen Bereich, aber vergangene Grundsteine berücksichtigen. So hat sich auch der Fußball und die Funktion als Schiedsrichter der Zeit angepasst. Ob dies alles im positiven Sinne erfolgte, darüber kann man diskutieren. Der Ball ist schon rund geblieben, das Regelwerk ist jedoch komplizierter und nicht mehr so durchsichtig. Zu meiner Anfangszeit als Jung-Schiedsrichter Betreuer hatte ich 5-10 Personen zu coachen. Es reichte, pro Saison 1-2 Schiedsrichter/innen in die nächste Leistungsklasse zu bringen. Es war damals aber auch eine andere Altersstruktur im gesamten Schiedsrichterbereich vorhanden. Heute sind die Aufgaben umfangreicher und zeitaufwendiger. Dies ist nur mehr im Team machbar, und da sind wir bestens aufgestellt.
Du bist ein Mensch, der als äußerst kompetent und verlässlich gilt. Der Posten als Jugendkoordinator, den du nun mehr als zwei Jahrzehnte ausübst, ist wirklich maßgeschneidert für dich. Woher nimmst du den positiven Spirit, hast immer (ob am Tag od. in der Nacht) ein offenes Ohr für unserer Referees, obwohl du als Unternehmer, Vater u. mittlerweile auch Opa einige Aufgaben zu bewältigen hast …
Ich habe bereits mit 18 Jahren (7 Jahre lang) unsere Kirchdorfer Fußball A-Junioren trainiert und mich auch um das ganze drumherum gekümmert. Bereits damals habe ich erkannt, man kann eine ganze Menge bewegen. Dies hat mir trotz des zeitlichen Aufwandes ein Menge Spaß bereitet. Diese positive Erfahrung hat mich bisher in meiner ganzen sportlichen Laufbahn begleitet bzw. dazu ermutigt, mich vor ca. 20 Jahren auch dem Schiedsrichter Nachwuchses anzunehmen.
Mit der Frage, wie man dies alles zeitlich hinbekommt, habe ich mich noch gar nicht wirklich beschäftigt (lacht). Man hat eine gewisse Freizeit zur Verfügung und in dieser Zeit muss versucht werden, allen Aufgaben gerecht zu werden. Eine gute Zeitstruktur ist schon wichtig, dabei ist mir mein Terminkalender eine große Hilfe. Wichtig ist aber immer auch die Freude und der Spaß bei der jeweiligen Sache.
Auch im fortgeschrittenen Alter wirst du nicht müde. Du bist körperlich auf einem sehr guten Level, wo Dir selbst der ein- oder andere Leistungsschiedsrichter nicht das Wasser reichen kann. Du fährst jede Woche 2-3-mal als Assistent, sogar noch bis zur Landesliga mit. Was war über all die Jahre dein Erfolgsrezept deinen Körper so in Schuss zu halten?
Ich spielte von meinem 12. Bis 32. Lebensjahr Vereinsfußball. Ich habe gerne und viel trainiert. Dies habe ich auch anschließend beibehalten. Jede freie Minute nutze ich zum Sport, ob Mountainbiken, Trailrunning oder Walken. Da gibt es auch keine Winterpause. Ich bin gerne in der freien Natur, dies ist für mich auch ein Ausgleich zum Beruf.
Du bist ein Mann der auch ab und an mahnend den Zeigefinger hebt, dass man sich auf seine jungen Referees gut aufpassen muss und nicht zu viel verlangt, damit sie den Spaß nicht verlieren. Wie sollte deines Erachtens die richtige Balance aussehen? Wie klappt das im Förderkader der SRG Bayerwald?
Die Jugend ist das Kapital und die Zukunft jeden Vereines. Auch bei uns Schiedsrichtern. Ich bin schon ein leistungsorientierter Typ, jedoch steht bei mir immer der Mensch und auch die Freude im Vordergrund. Mein Motto lautet, nur was ich gerne mache, mache ich gut. Dies versuche ich unter anderem unseren jungen Schiedsrichtern zu vermitteln. Das Schiedsrichterwesen kann man sicher nicht im Vorbeigehen ausüben. Es gehört schon eine große Leistungsbereitschaft dazu. Dies erkennen Außenstehende oftmals nicht. Man darf jedoch unseren Nachwuchs auch nicht überfordern, sonst geht der Spaß verloren. Wer das Ziel hat, auf Verbandsebene zu pfeifen, muss sich ganz schön strecken. Dies ist dann vom Zeitaufwand gesehen sehr grenzwertig, aber sicher auch erstrebenswert.
Mit der Einführung des Förderkaders, an der u.a. auch Ihr Zwei (Marco & Andi) maßgeblich beteiligt seid, ist uns ein großer Wurf gelungen, wobei der Erfolg auch schon klar erkennbar ist. Hier wird vom gesamten Team hervorragendes geleistet, aber auch Spaß vermittelt. Ich denke schon, dass dies von unseren Förder-Schiedsrichtern prima angenommen wird und diese auch mit viel Freude dabei sind. Wie schon erwähnt, kann eine so aufwendige Tätigkeit nur mehr im Team geleistet werden. Dabei gilt mein Dank allen Funktionären und Helfern unserer Schiedsrichtergruppe Bayerwald.
Vielen Dank für das Gespräch, Friedhelm! Bleib gesund und bis bald!
Foto/Bericht Marco Öttl
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