Technik trifft Romantik
Der Bus war nicht ganz besetzt, als sich die Reisegruppe der Ammersee-Schiedsrichter zum traditionellen Schiriausflug aufmachte. Nachdem man schon um 9 Uhr losgefahren war, wurde die Mittags-Brotzeit auf einem Autobahnparkplatz gerne angenommen. Der Boss verteilte höchstpersönlich dicke Leberkäs-Scheiben, die man je nach individuellem Geschmack mit Gurken oder Senf garnieren konnte. Dann trat Manfred Meier mit seinem Fitness-Programm in Aktion. Er ließ uns dehnen und strecken und hüpfen und turnen, bis wir die Müdigkeit aus den Knochen geschüttelt hatten. So konnten wir die lange Fahrt gut überstehen. Nachmittags erreichten wir Sinsheim und sein sehr sehenswertes Technik-Museum. Drei volle Stunden bestaunten wir die Exponate, historische Autos, Motorräder und LKWs, Schienenfahrzeuge, Landwirtschaftsmaschinen, Panzerwägen, Kettenfahrzeuge und andere Kriegsgeräte.
Im Außenbereich parkten die Flugzeuge, die man zum überwiegenden Teil auch von innen besichtigen konnte. Größter Anziehungspunkt war die Balkonterrasse mit der legendären Concorde und der russischen Tupolew, auf die jeweils eine steile Wendeltreppe hinaufführte.
Gegen Abend brachen wir nach Heidelberg auf, wo wir im Hotel „Heidelberg“ eine sehr komfortable Unterkunft fanden und wo wir den Abend nach dem Essen gemütlich ausklingen ließen. Dabei zeigte sich, dass nicht nur die Pfalz, der Rhein und die Mainlandschaften gute Weine boten (wie wir in den vergangenen Jahren feststellen konnten), sondern auch der Württembergische Trollinger, der Lemberger und andere diverse Tropfen hervorragend trinkbar waren. Der nächste Tag war dem Besuch der Heidelberger Altstadt gewidmet. Zwei freundliche Gästeführerinnen schleppten uns anderthalb Stunden durch die romantischen Gassen, zeigten uns historische Studentenkneipen, den Universitätskarzer, in den die übermütigen Studenten wegen ihrer Schadtaten eingesperrt wurden, das Wohnhaus des ersten deutschen Kanzlers Friedrich Ebert, die Alte Brücke über den Neckar und verschiedene Altstadtplätze, auf denen die Vorbereitungen zu einem riesigen Altstadtfest in vollem Gange waren.
Dann trennte man sich. Nach individueller Mittagspause besuchte die eine Gruppe das Bundesligaspiel TSG Hoffenheim – Borussia Mönchengladbach, während sich die anderen am Neckarufer trafen, um eine beschauliche Schiffsrundfahrt vor der Kulisse der romantischen Studentenstadt und dem hoch oben thronenden Schloss zu machen.
Abends traf man sich wieder im Hotel, und da zeigte sich, dass der Trollinger vor allem bei unseren Damen eine sehr belustigende Wirkung hatte. Warum vor allem bei den Damen? Na ja, ihre Männer waren ja in Hoffenheim, und was hätten sie sonst wohl anderes an diesem Nachmittag unternehmen sollen, als den hiesigen Wein zu probieren. Und nachdem nun keiner da war, der bei den Weiblichkeiten die „Handbremse gezogen“ hätte, hatte halt die eine oder andere ein bisschen zu tief ins Glas geschaut. Wer wollte sich dran stören? Am Sonntag durften dann alle lange ausschlafen, denn wir konnten nicht vor 11 Uhr hinauf zum Schloss fahren. Die Buszufahrten sind dort minutengenau getaktet. Leider ist das Schloss eine riesige Ruine, die aber nicht aus dem 1. oder 2. Weltkrieg stammt. Kurz nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs, in dem das Schloss schon die ersten Schäden erlitt, wurde es im pfälzischen Erbfolgekrieg völlig zerstört. Missliebige Verwandte des Kurfürsten von der Pfalz gönnten ihm die respektable Residenz in ihrer attraktiven Lage hoch über dem Neckar nicht und leisteten ganze Arbeit mit der Vernichtung dieses Baus.
In den vergangenen 350 Jahren wurde nur der Mittelbau, der so genannte Friedrichsbau renoviert, alles andere hat man als Ruine belassen. Man besichtigt also nicht etwa das Schloss, sondern das berühmte Heidelberger Große Fass mit seinen 200.000 Litern Inhalt, das ausgedehnte Deutsche Apothekenmuseum mit seinen historischen Schätzen und die Schlossterrasse, von der aus man einen wunderschönen Blick über Heidelberg, seine Brücken und den Neckar hat. Der Nachmittag war längst angebrochen, als wir Heidelberg verließen. Nach einer knappen Stunde waren wir in Lauffen am Neckar und ließen uns in der „DächleWirtschaft“ zu einem späten Mittagessen nieder. Im hübschen Biergarten waren die ortsüblichen Maultaschen der Renner, aber auch die anderen schwäbischen Spezialitäten fanden ihre Genießer.
Auf der letzten Rast des Tages „vernichteten“ wir die Reste von Leberkäs, Semmeln und Bier, ehe es endgültig heim nach Fürstenfeldbruck und an den Ammersee ging. Wer Lust auf den Ausflug im nächsten Jahr hat, sollte sich bald anmelden. Es geht nach Niederbayern auf einen Bauernhof und in ein Wellnesshotel, und wir werden Passau näher kennen lernen. Lasst euch das nicht entgehen!
Text: Peter Schuster