Bei der Jahreshauptversammlung am 3. November ging eine Ära zu Ende: Nach acht Jahren an der Spitze der Schiedsrichtergruppe Ostallgäu wurde Ingo Weber aus Kaufbeuren als Obmann verabschiedet. Seit 2017 leitete der 39-Jährige die Geschicke der Gruppe, die unter seiner Führung zur größten im gesamten Allgäu heranwuchs.
In seiner Amtszeit sorgte Weber für Stabilität, klare Strukturen und eine verlässliche Organisation innerhalb der Gruppe. Acht Jahre lang stand er an vorderster Stelle, wenn es darum ging, die Belange der Schiedsrichter im Ostallgäu zu vertreten und die Gemeinschaft zusammenzuhalten. Nun übergibt er das Amt an seinen Nachfolger Sven Börmann
Kurz nach der Wahl haben wir uns mit Ingo zusammengesetzt, um gemeinsam auf seine Zeit als Obmann zurückzublicken, über Herausforderungen und Erfolge zu sprechen – und auch einen Blick auf die Zukunft zu werfen.
Die wohl größte und zugleich unerwartetste Herausforderung war die Corona-Pandemie. Eine solche Situation hatten wir alle zuvor noch nicht erlebt. Der gesamte Spielbetrieb kam zum Erliegen, Schulungen und Versammlungen konnten nicht mehr in Präsenz stattfinden, und wir mussten neue Wege finden, um den Kontakt innerhalb der Gruppe aufrechtzuerhalten. Diese Zeit hat uns organisatorisch und menschlich viel abverlangt. Ich hoffe sehr, dass wir so etwas nicht noch einmal erleben müssen.
Auch die Qualifikationssitzungen – also die Entscheidungen über Auf- und Abstiege der Schiedsrichter – waren immer mit besonderer Verantwortung verbunden. Solche Entscheidungen müssen nachvollziehbar und gerecht getroffen werden, auch wenn sie manchmal nicht leichtfallen.
Besonders stolz bin ich auf den starken Zusammenhalt innerhalb unserer Schiedsrichtergruppe. Wir haben es geschafft, ein sehr positives Miteinander zu fördern, das weit über die sportliche Zusammenarbeit hinausgeht. Dieses Gemeinschaftsgefühl, die gegenseitige Unterstützung und der respektvolle Umgang miteinander haben unsere Gruppe geprägt.
Man spürt dieses „Wir-Gefühl“ besonders bei Veranstaltungen, Lehrabenden oder bei der Monatsversammlung. Kameradschaft und ein familiäres Klima waren uns immer wichtig – und genau das hat dazu beigetragen, dass sich alle Mitglieder, vom Neuling bis zum erfahrenen Schiedsrichter, bei uns wohlfühlen.
In einer so langen Amtszeit läuft selbstverständlich nicht immer alles perfekt. Wichtig war uns jedoch, aufgetretene Fehler oder Schwierigkeiten schnell zu erkennen und zu korrigieren, damit sie sich nicht negativ auf das Gruppenleben auswirken.
Ein zentraler Grundsatz lautete für uns stets: Die Entscheidung muss der Gruppe dienen – nicht uns als Ausschuss. Das Wohl der Schiedsrichtergruppe stand immer im Vordergrund.
Diese Zeit war die ideale Vorbereitung auf die spätere Aufgabe. Als Stellvertreter und Lehrwart konnte ich wertvolle Erfahrungen sammeln – insbesondere im Umgang mit Menschen und in der Bewältigung herausfordernder Situationen.
Diese Erfahrung hat mir später als Obmann sehr geholfen. Man entwickelt mit der Zeit ein gutes Gespür für Stimmungen und für den richtigen Zeitpunkt, einzuschreiten oder auch einfach zuzuhören.
Ein Beispiel dafür ist eine Rückmeldung, die ich einmal nach einer Monatsversammlung erhalten habe. Ein Schiedsrichter kam auf mich zu und meinte: „Ingo, das warst heute nicht du. Mach das wieder so, wie du es immer gemacht hast – das ist authentischer.“ Diese ehrliche Kritik hat mir gezeigt, wie wichtig Authentizität in einer Führungsrolle ist.
Das wichtigste Element war sicherlich die positive Atmosphäre innerhalb der Gruppe. Wenn sich Menschen willkommen fühlen, Spaß an ihrem Hobby haben und merken, dass Engagement geschätzt wird, entsteht automatisch eine Dynamik, die neue Mitglieder anzieht.
Unsere Neulingskurse waren ein weiterer Schlüssel zum Erfolg. Durch ein engagiertes Team und eine gute Organisation konnten wir vielen Interessierten den Einstieg erleichtern. Dabei war uns immer wichtig zu vermitteln, dass Schiedsrichter sein mehr ist als nur Regelkunde – es geht auch um Verantwortung, Gemeinschaft und persönliche Entwicklung.
Wer sich in seiner Gruppe wohlfühlt, bleibt langfristig dabei – und genau das ist bei uns gelungen.
Es gab viele prägende Begegnungen. Besonders wertvoll war der regelmäßige Austausch mit den anderen Obleuten aus der Region. Dabei konnte man voneinander lernen, Erfahrungen teilen und gemeinsame Herausforderungen besprechen.
Emotional besonders eindrücklich waren für mich die Treffen mit den Empfängern der Spenden unseres sozialen Tages. Diese Begegnungen zeigen, dass wir als Schiedsrichtergemeinschaft nicht nur auf dem Platz Verantwortung übernehmen, sondern auch außerhalb etwas bewegen können. Besonders die Zusammenarbeit mit dem Projekt Lebenskonzepte Budjarek ist mir in guter Erinnerung geblieben.
Ich wünsche Sven für seine neue Aufgabe alles Gute und viel Erfolg. Der Job des Obmanns ist anspruchsvoll, weil er weit über das Sportliche hinausgeht. Neben den fußballbezogenen Themen spielen auch organisatorische und finanzielle Aspekte eine große Rolle.
Mein Rat an ihn ist, sich auf ein starkes Team zu stützen. Gute Führung bedeutet, Verantwortung zu teilen und den Mitgliedern um einen herum Vertrauen zu schenken. Mit dieser Basis kann man als Gruppe viel erreichen.
Im Schiedsrichterwesen möchte ich weiterhin aktiv bleiben, jedoch ohne offizielle Funktion. Ich werde den BSA als Nichtfunktionär unterstützen.
Privat freue ich mich auf mehr Zeit für Familie und Freunde. Ich möchte die Wochenenden künftig ruhiger gestalten – mit Grillen, Wandern und auch mal einer Runde Eisbaden.
Beruflich bleibe ich weiterhin im Unternehmen aktiv und möchte dort meinen Weg fortsetzen. Es ist ein gutes Gefühl, sich auf neue Aufgaben konzentrieren zu können, ohne die Doppelbelastung durch das Ehrenamt.
Am meisten werde ich die Verantwortung vermissen – das Gefühl, Dinge gestalten und Entwicklungen beeinflussen zu können. Auch der direkte Austausch mit den Schiedsrichtern und die gemeinsamen Lösungsprozesse bei Problemen haben mir immer viel Freude bereitet.
Ich habe es geschätzt, Teil einer Gemeinschaft zu sein, in der man gemeinsam an einem Ziel arbeitet. Das Loslassen fällt natürlich nicht leicht, aber ich bin überzeugt, dass die Gruppe in guten Händen ist.
Ein Erlebnis, das mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, war ein Vortrag von Urs Meier. Ich war damals etwas nervös und schüttete versehentlich mein ganzes Wasserglas über den Presenter, den er dabei hatte. Er war in diesem Moment schon ziemlich angefressen, da der Presenter relativ teuer war. Diese Szene werde ich wohl nie vergessen.