Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende entgegen. Auch die Vereine der Bayernliga Nord befinden sich seit einigen Wochen in der Winterpause. Zeit also, um die bisherige Saison einmal Revue passieren zu lassen. Die DJK Gebenbach verabschiedete sich dank eines herausragenden Endspurts als Spitzenreiter in die Winterpause. Mit 46 Punkten auf dem Konto grüßt die DJK von Rang eins. Der erste Verfolger FC Eintracht Bamberg, der im bisherigen Saisonverlauf lange Zeit den „Platz an der Sonne“ belegt hatte, rangiert mit nur einen Zähler Rückstand hinter der DJK an zweiter Stelle. Außerdem haben die Bamberger ein Spiel weniger als Gebenbach absolviert.
Auch das zweite direkte Duell zwischen den beiden Spitzenteams, das eigentlich schon am 19. Spieltag über die Bühne gehen sollte, steht noch aus. Die Partie in Gebenbach musste im November nach 73 Minuten beim Stand von 0:1 wegen dichten Nebels abgebrochen werden und wird neu angesetzt. Das Hinspiel hatte der FC Eintracht Bamberg 2:1 für sich entschieden.
Ein Wörtchen im Rennen um die Meisterschaft und damit um den direkten Wiederaufstieg in die Regionalliga Bayern will aber auch der SC Eltersdorf, der auch nur vier Punkte Abstand zur Spitze aufweist, aber noch eine Partie mehr ausgetragen hat als Ligaprimus DJK Gebenbach. Ebenfalls noch nicht ganz abgeschlagen ist der viertplatzierte SV Donaustauf bei acht Punkten Abstand zu Platz eins.
Hochspannung auch im Kampf um Klassenverbleib
Auch in der unteren Tabellenregion ist nach dem 21. Spieltag nicht wirklich absehbar, welcher Klub den bitteren Gang in die Landesliga antreten muss und für welche Teams sich die Saison verlängert, weil sie an der Abstiegsrelegation teilnehmen müssen. Ganz im Gegenteil! Den Tabellenzehnten Würzburger FV (24 Zähler) trennen lediglich vier Punkte von der Gefahrenzone. Selbst bis zum vorletzten Rang, der gerade noch zur Teilnahme an der Relegation berechtigt (aktuell SpVgg SV Weiden), sind es gerade einmal neun Zähler.
Die Weidener wiederum liegen drei Punkte vor dem einzigen direkten Abstiegsplatz, den Mitaufsteiger 1. FC Geesdorf belegt. Der rettende 13. Rang (ASV Neumarkt) ist für Weiden umgekehrt auch nur sechs Zähler entfernt (bei noch einem Spiel weniger).
Neuer Trainer, Halbfinale im Toto-Pokal, Aufholjagd
Für großes Aufsehen sorgte in der bisherigen Spielzeit auch der ATSV Erlangen, obwohl das Team auf Platz sechs überwintert und sowohl von der Tabellenspitze, als auch von der Gefahrenzone schon recht weit entfernt ist. Nach einem verpatzten Saisonstart mit nur einem Punkt aus den ersten vier Ligaspielen sowie lediglich 13 Zählern aus den ersten zwölf Begegnungen zog der ATSV die Reißleine. Nach dem 12. Spieltag und der Niederlage gegen den ASV Cham (0:2) trennten sich die Erlanger von Trainer Michael Hutzler. Für ihn kam Christopher Hofbauer zu seinem „Comeback“ an der Seitenlinie des ATSV. Bereits für die letzten acht Spiele in der zurückliegenden Spielzeit hatte Hofbauer das Traineramt in Erlangen interimsweise übernommen, wurde dann im Sommer von Hutzler abgelöst.
Mit Hofbauer kam beim ATSV Erlangen auch die Wende. Bei seinem Debüt kehrten die Mittelfranken mit einem 5:3-Heimerfolg gegen den SV Donaustauf sofort wieder in die Erfolgsspur zurück. Nur wenige Tage später hatte der ATSV bereits den nächsten Paukenschlag parat, als sich das Team im Viertelfinale des Toto-Pokals gegen den Regionalligisten 1. FC Schweinfurt 05 im Elfmeterschießen durchsetzen (6:5) und sich damit sensationell für das Halbfinale qualifizieren konnte. Damit lebt in Erlangen der Traum vom erstmaligen Einzug in den DFB-Pokal-Wettbewerb. In der Runde der letzten vier Mannschaften geht es jetzt am Dienstag, 28. März, ab 19 Uhr gegen den Drittligisten FC Ingolstadt 04 um den Finaleinzug. In der zweiten Halbfinal-Begegnung stehen sich zeitgleich die beiden Regionalligisten FC Würzburger Kickers und Titelverteidiger FV Illertissen gegenüber.
Aber damit noch nicht genug der Erlanger Erfolgsserie. Bis zur Winterpause marschierten die Rot-Weißen unbesiegt durch die Liga. Seit mittlerweile neun Pflichtspielen, davon acht Duelle in der Liga, hat der ATSV nicht mehr verloren. 18 von 24 Zählern holte Erlangen unter der Leitung von Hofbauer, verbesserte sich von einem Relegationsplatz in das obere Tabellendrittel.
Spielausfälle nach Quidditch-Meisterschaft: In der Regel sorgen widrige Witterungsverhältnisse oder auch Umbauarbeiten dafür, dass Spiele abgesagt oder verlegt werden müssen. Beim FC Eintracht Bamberg gab es dagegen einen anderen Grund. Nachdem in der FCE-Heimspielstätte, dem Fuchsparkstadion, in diesem Jahr die Deutsche Quidditch-Meisterschaft stattgefunden hatte, war an Fußball nicht mehr zu denken. Die aus dem Fantasy-Roman „Harry Potter“ stammende Sportart ist - laut Wikipedia - eine gemischtgeschlechtliche Vollkontaktsportart, die Elemente aus Rugby, Handball und Dodgeball in sich vereint. Charakteristisch sind die „Besen“ (inzwischen in Form von Kunststoff-Rohren), die als Handicap zwischen den Beinen geführt werden müssen sowie die verschiedenen Rollen der Spieler*innen, die ihnen jeweils unterschiedliche Fähigkeiten verleihen. Nach dem Quidditch-Turnier war der Rasen so sehr ramponiert, dass die Stadt Bamberg den Platz sperrte und die folgenden Heimspiele des FC Eintracht dort nicht mehr ausgetragen werden konnten. Zwischenzeitlich wich der Verein auf die nahegelegene Anlage des Kreisligisten SV Dörfleins aus. Für die letzten beiden Begegnungen gegen den Würzburger FV sowie das Stadtderby gegen die DJK Don Bosco Bamberg war das aufgrund des zu erwartenden Zuschauerandrangs allerdings nicht möglich. Ab dem neuen Jahr sollen die Spiele wieder im Fuchsparkstadion stattfinden können.
Nur ASV Neumarkt „im Soll“: Zur Verlegung der Begegnungen gegen den Würzburger FV und den Stadtrivalen DJK Don Bosco kam für den FC Eintracht Bamberg auch noch der nebel-bedingte Abbruch des „Gipfeltreffens“ bei der DJK Gebenbach. Deshalb haben die „Domreiter“ in der Nord-Staffel der Bayernliga erst 18 der 21 angesetzten Partien absolviert, müssen also nach der Winterpause gleich drei Begegnungen nachholen. Gleiches gilt sonst nur noch für den Aufsteiger TSV Kornburg. Der ASV Neumarkt ist dagegen „voll im Soll“. Als einziger Verein blieb der ASV von Absagen verschont und konnte alle 21 Meisterschaftsspiele über die Bühne bringen. Dennoch weist der ASV aktuell nur einen Punkt Vorsprung auf die Gefahrenzone auf, so dass die direkten Konkurrenten durch Siege in ihren ausstehenden Nachholpartien noch vorbeiziehen könnten.
Tore, Tore, Tore: Die 18 Klubs der Bayernliga Nord zeigten sich in der bisherigen Spielzeit in besonderer Torlaune. Gleich 625-mal zappelte der Ball im Netz. Das macht in bisher 176 Spielen eine Torquote von 3,55 Treffern pro Begegnung. Zum Vergleich: In der Vorsaison wurden bis zur Winterpause 602 Treffer erzielt (Schnitt 3,34 Tore pro Partie). Trotz mehr absolvierter Spiele (189 Partien im Vergleich zu 176) fielen in der Bayernliga Süd deutlich weniger Tore. Lediglich 587-mal durften sich die Zuschauer*innen dort über Treffer freuen. Das ergibt einen Schnitt von 3,11 Toren pro Begegnung.
DJK Gebenbach treffsicher: Einen großen Beitrag zur bemerkenswerten Trefferquote leistete die DJK Gebenbach, die bereits 61 Tore auf dem Konto hat. Nur der Tabellenvierte SV Donaustauf (55) kann da einigermaßen mithalten. Allein sechsmal in dieser Saison markierte die DJK fünf oder mehr Tore in einem Spiel. Mit dem 7:2-Heimerfolg gegen den 1. FC Geesdorf und dem 5:4 bei der SpVgg SV Weiden war der Ligaprimus aus Gebenbach auch an den beiden torreichsten Begegnungen der bisherigen Saison beteiligt. Besonders spektakulär war das Gastspiel beim Aufsteiger in Weiden. Der Favorit aus Gebenbach geriet gleich dreimal in Rückstand - zuletzt mit noch einer Viertelstunde auf der Uhr. Salah El Berd (86.) und Jan Fischer (90.) sorgten aber noch für den späten Erfolg der DJK. Jeweils acht Tore fielen beim 7:1 des SV Donaustauf gegen den 1. FC Geesdorf (gleichzeitig der bislang höchste Sieg) sowie bei den 5:3-Heimsiegen der DJK Ammerthal gegen den Würzburger FV und des ATSV Erlangen gegen den SV Donaustauf.
Becker oben in der Torjägerliste: In der Torschützenliste reiht sich Nico Becker vom Ligaprimus DJK Gebenbach ganz oben ein. Mit 16 Saisontreffern führt der 28-jährige Angreifer die Torschützenliste an. Direkt dahinter lauert bereits Lukas Dotzler vom SV Donaustauf, der nur einen Treffer weniger markiert hat. Das treffsicherste Sturm-Duo stellt der ATSV Erlangen mit Lucas Menkert (zwölf Tore) und Patrick Görtler (elf).
Vier Trainerwechsel: Dass es nicht für alle Vereine wie geplant laufen kann und dass einige Teams den eigenen Erwartungen hinterherlaufen, liegt in der Natur der Sache. Dennoch gab es bei den Klubs der Bayernliga Nord bis zur Winterpause lediglich vier Trainerwechsel. Für eine Trendwende sorgte der „frische Wind“ auf der Trainerbank vor allem beim ATSV Erlangen, der nach der Übernahme von Christopher Hofbauer (für Michael Hutzler) nach acht Begegnungen unter der Regie des neuen Trainers ungeschlagen ist (fünf Siege, drei Unentschieden). Neben Erlangen zog auch der SV Donaustauf bei Richard Slezak die Reißleine. Für ihn übernahm Stefan Wagner beim SVD die Verantwortung. Außerdem sind Andreas Brendler (TSV Großbardorf) und Perparim Gashi (SpVgg Bayern Hof) nicht mehr im Amt.
Gebenbachs „Serientäter“: Vor der Winterpause ließ die DJK Gebenbach den Motor noch einmal auf Hochtouren laufen. Zwischenzeitlich fuhr der Spitzenreiter elf Dreier in Folge ein. Das ist vor dem FC Eintracht Bamberg und dem SC Eltersdorf (jeweils sieben Siege hintereinander) der bisherige Bestwert. Erst im letzten Spiel des Jahres endete die Siegesserie beim ASV Cham, der ein torloses 0:0 über die Zeit brachte. Aber immerhin die Serie ohne Niederlage wurde auf zwölf Begegnungen ausgebaut. Nur der FC Eintracht Bamberg, der seine einzige Niederlage direkt am ersten Spieltag (0:1 in Würzburg) hinnehmen musste, kommt mit 17 Partien auf eine längere Positivserie.
Bamberger „Bollwerk“: Einmal mehr unternimmt der FC Eintracht Bamberg in dieser Saison den Versuch, in die Regionalliga Bayern zurückzukehren. Nachdem die „Domreiter“ in der zurückliegenden Spielzeit den Aufstieg nicht realisieren konnten, versuchen sie es jetzt mit einer noch stabileren Defensive. Gerade einmal 15 Gegentore hat die Mannschaft von FCE-Trainer Jan Gernlein bislang kassiert. Das ist mit Abstand Liga-Bestwert. Die zweitbeste Defensive stellt der Regionalliga-Absteiger SC Eltersdorf mit 24 Einschlägen im eigenen Kasten. Bereits 61 Gegentreffer musste dagegen Schlusslicht 1. FC Geesdorf hinnehmen und stellt damit die anfälligste Defensive der Bayernliga Nord. Die bislang wenigsten Tore (18) erzielte der TSV Kornburg, verfügt dafür aber über eine stabile Hintermannschaft (28 Gegentreffer). Nur die fünf Top-Teams der Liga sind besser.
Heimstarke „Domreiter“: Dass es den FC Eintracht Bamberg zum Ende des Jahres sehr schmerzte, seine Heimspiele nicht im Fuchsparkstadion bestreiten zu können, zeigt auch ein Blick auf die Heimbilanz. Mit 28 von 30 möglichen Punkten kommen die „Domreiter“ vor eigenem Publikum auf eine fast makellose Bilanz. Neben dem Tabellenzweiten schaffte nur der SC Eltersdorf ebenfalls das Kunststück, zu Hause keine Niederlage zu kassieren (acht Siege, drei Remis). Spitzenreiter DJK Gebenbach ging dagegen in bislang neun Heimspielen zweimal leer aus (21 Zähler).
Abtswind auswärts erfolgreich: Auf fremden Plätzen ist die DJK Gebenbach mit 25 Punkten aus zehn Partien die klare Nummer eins. Nur das Top-Spiel beim FC Eintracht Bamberg (1:2) ging verloren. Überraschend auf Rang zwei der Auswärtstabelle rangiert mit 22 Zählern der TSV Abtswind, der es vor eigenem Publikum auf gerade einmal zwölf Zähler brachte. Neben Gebenbach und Abtswind sammelten auch der SV Donaustauf (20/18) und der ASV Neumarkt (zwölf/neun) auswärts mehr Punkte als vor heimischer Kulisse. Äußerst schleppend läuft es dagegen für die SpVgg SV Weiden auf fremden Plätzen. Lediglich einen Punkt konnten der Aufsteiger in der Fremde einfahren, blieb auch als einzige Mannschaft sieglos.
Großer Zuspruch in Weiden: Die SpVgg SV Weiden sammelte 14 seiner insgesamt 15 Punkte im eigenen Stadion. Ein Grund für diese Bilanz könnte der Support der eigenen Anhänger sein. Insgesamt mehr als 8.000 Zuschauer kamen zu den bisherigen neun Heimspielen des Aufsteigers. Das sind deutlich mehr, als das Spitzenduo DJK Gebenbach (4801 Besucher) und FC Eintracht Bamberg (4628) bislang begrüßen konnte. Das ergibt für Weiden einen Schnitt von 895 Fans pro Begegnung. Während es sportlich nur für den vorletzten Rang reicht, sind die Schwarz-Weißen im Zuschauerranking vor Gebenbach (533) und Bamberg (463) unangefochten die Nummer eins.
BFV/mspw
Pl. | Verein | Sp. | G | U | V | Torv. | Tordiff. | Pkt. |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | FC Eintracht Bamberg I | 34 | 23 | 9 | 2 | 75:33 | 42 | 78 |
2. | DJK Gebenbach | 34 | 23 | 3 | 8 | 92:47 | 45 | 72 |
3. | SC Eltersdorf | 34 | 22 | 5 | 7 | 67:32 | 35 | 71 |
4. | TSV Abtswind | 34 | 19 | 7 | 8 | 64:38 | 26 | 64 |
5. | SV Donaustauf | 34 | 19 | 4 | 11 | 83:49 | 34 | 61 |
6. | DJK Ammerthal | 34 | 14 | 11 | 9 | 67:62 | 5 | 53 |
7. | ASV Cham | 34 | 13 | 10 | 11 | 55:52 | 3 | 49 |
8. | SSV Jahn Regensburg II (U21) | 34 | 13 | 8 | 13 | 74:61 | 13 | 47 |
9. | TSV Kornburg | 34 | 13 | 7 | 14 | 37:49 | -12 | 46 |
10. | Würzburger FV | 34 | 13 | 6 | 15 | 50:50 | 0 | 45 |
11. | ASV Neumarkt | 34 | 13 | 5 | 16 | 56:63 | -7 | 44 |
12. | ATSV Erlangen | 34 | 12 | 5 | 17 | 59:60 | -1 | 41 |
13. | 1. SC Feucht | 34 | 10 | 11 | 13 | 53:75 | -22 | 41 |
14. | DJK Don Bosco Bamberg | 34 | 10 | 6 | 18 | 47:62 | -15 | 36 |
15. | SpVgg Bayern Hof | 34 | 8 | 11 | 15 | 42:61 | -19 | 35 |
16. | TSV Großbardorf | 34 | 10 | 4 | 20 | 51:68 | -17 | 34 |
17. | SpVgg SV Weiden | 34 | 7 | 7 | 20 | 56:77 | -21 | 28 |
18. | 1.FC Geesdorf | 34 | 3 | 3 | 28 | 27:116 | -89 | 12 |