Wie gelingt es, junge Menschen dauerhaft für den Fußball zu begeistern – auf und neben dem Platz? Diese zentrale Frage zog sich wie ein roter Faden durch den Kreisdialog in Würzburg im Bezirk Unterfranken, zu dem sich Vertreterinnen und Vertreter des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) um Präsident Christoph Kern mit den Verantwortlichen des Fußballkreises trafen – dem bayernweiten BFV-Format, um im engen Austausch mit der Fußballbasis zu bleiben und deren Erfahrungen und Meinungen in die Entscheidungen auf Verbandsebene einfließen zu lassen.
„Die Kreisdialoge sind ein zentrales Element, um die Herausforderungen vor Ort zu verstehen, Lösungen gemeinsam zu entwickeln und Wertschätzung für das großartige Engagement unserer Ehrenamtlichen zu zeigen. Der Austausch in Würzburg hat erneut gezeigt, wie engagiert, konstruktiv und zukunftsorientiert die Arbeit in den Kreisen gestaltet wird“, sagt BFV-Präsident Christoph Kern.
In der Geschäftsstelle des BFV in Würzburg begrüßte Würzburgs Kreis-Vorsitzender Marco Göbet die Gäste und eröffnete die Gesprächsrunde, an der neben BFV-Präsident Christoph Kern unter anderem Inge Pirner (BFV-Vizepräsidentin), die BFV-Vizepräsidenten Reinhold Baier, Robert Schraudner und Jürgen Pfau, BFV-Geschäftsführer Jürgen Igelspacher, Kreis-Jugendleiter Claus Höpfner, Werner Pfeifer (Vorsitzender des Kreis-Sportgerichts), Kreis-Schiedsrichterobmann Marcel Scherer und Kreis-Ehrenamtsbeauftragter Helmut Wittiger teilnahmen. Im Fokus standen aktuelle Entwicklungen in den Bereichen Kinder- und Jugendfußball, Schiedsrichterwesen und Nachwuchsgewinnung im Ehrenamt.
Der Minifußball wird im Kreis Würzburg mittlerweile sehr gut angenommen – ein deutliches Signal, dass die neuen Spielformen im Kinderbereich aufgehen. Zwar gibt es noch einige wenige Vereine, die lieber im klassischen 7-gegen-7-Modus antreten, doch insgesamt überwiegt die positive Bilanz, erklärten die Vertreter des Fußballkreises Würzburg.
Sorgen bereitet derzeit im Kreis vor allem die D-Jugend, wo es zunehmend schwerfällt, komplette Mannschaften zu stellen. Gründe dafür liegen sowohl in nachlassender Motivation als auch in veränderten Freizeitinteressen der Kinder und Jugendlichen. Auch die zum Teil fehlende Unterstützung durch Eltern spiele eine Rolle. Für dieses vielschichtigen Probleme haben die Teilnehmer verschiedene Lösungsansätze diskutiert, wobei man dabei die individuellen Probleme und Rahmenbedingungen beachten muss und auch Kreativität gefragt sei. So können zum Beispiel die Kombination aus Fußballtraining und einem anschließenden eFootball-Abend im Vereinsheim ein Training für die Kinder attraktiver machen.
Ein weiteres zentrales Thema war die Gewinnung junger Ehrenamtlicher. Schon seit Längerem gelingt es nicht, einen U19-Spieler oder andere Nachwuchskräfte für die Arbeit im Kreisjugendausschuss zu gewinnen. Um dem entgegenzuwirken, sollen künftig U30-Treffen – etwa im Umfeld von Heimspielen der Würzburger Kickers – stattfinden. Auch kleinere, überschaubare Projekte sollen dabei helfen, junge Interessierte schrittweise an das Ehrenamt heranzuführen.
Positiv fiel der Blick auf das Schiedsrichterwesen im Kreis Würzburg aus. Die Neulingskurse verzeichnen eine hohe Nachfrage, und junge Referees werden von erfahrenen Kreisjugend-Schiedsrichtern eng begleitet. Auch Online-Meetings erfreuen sich großer Beliebtheit.
Kreisschiedsrichter-Obmann Marcel Scherer kündigte an, sein Amt niederzulegen – ein möglicher Nachfolger steht aber bereits bereit.
Auch der 9-gegen-9-Spielbetrieb wurde als wichtiger Faktor zur Sicherung der unteren Ligen hervorgehoben. Im Seniorenbereich besteht dagegen weiterhin Handlungsbedarf, da der Senioren-Ligabetrieb im Kreis aktuell nicht gut funktioniert. Zunehmend an Bedeutung gewinnt der Walking Football. „Der Kreisdialog war ein sehr offener Austausch auf Augenhöhe. Es ist wichtig, dass wir gemeinsam mit der Verbandsspitze über aktuelle Entwicklungen sprechen und gleichzeitig den Raum haben, unsere Themen und Ideen einzubringen. So entstehen praxisnahe Lösungen, die den Fußball im Kreis weiterbringen“, zog Würzburgs Kreisvorsitzender Marco Göbet ein rundum positives Fazit.