Aus, Schluss, vorbei! Seit Mitte April ist das Aus der Saison 2019/20 im österreichischen Fußball-Unterhaus Fakt – und sorgt im ganzen Land für heiße, ja kontroverse Diskussionen. Der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) hat die aktuelle Spielzeit im Amateurfußball infolge der Corona-Pandemie abgebrochen und alle Ergebnisse annulliert. Kein Meister, kein Aufsteiger, kein Absteiger, alles auf null: Eine Entscheidung, die viele Probleme hervorruft und zahlreichen Vereinen sauer aufstößt. Einige denken längst auch über rechtliche Schritte nach – sie wollen nicht klein beigeben.
Sportliche Wertschätzung fehlt
Viele Vereine fühlen sich ihrer erbrachten Leistungen beraubt und hätten sich mehr sportliche Wertschätzung gewünscht. Während der Freizeit-, Breiten- und Spitzensport in Österreich nach einem monatelangen Komplettstillstand langsam wieder aus dem Tiefschlaf erwacht, stößt der ÖFB-Entschluss weiterhin auf wenig Gegenliebe und lässt im ganzen Land die Wogen steigen.
Viele Herbstmeister und Titelaspiranten fühlen sich nach der annullierten „Null-Saison“ als Verlierer. Für den amtierenden Regionalliga-Salzburg-Meister SAK 1914 und Obmann Josef Penco ist die Liga-Absage auf der einen Seite zwar verständlich, aber keineswegs fair: „Jene Klubs, die etwas geleistet haben, werden bestraft. Und jene, die weniger geleistet haben, werden belohnt.“
Drohende Klagewelle
Beim Rundruf durch die Amateurfußball-Landschaft in Österreich wird schnell klar: Die meisten Klubverantwortlichen begrüßen den ÖFB-Beschluss zwar mehr oder weniger und nicht zuletzt deshalb, weil andere Szenarien aufgrund der behördlichen Vorgaben nicht möglich erschienen. Es gibt aber auch heftigen Widerstand: Der ASV Siegendorf aus der Burgenlandliga will zum Beispiel gemeinsam mit bis zu 30 Vereinen aus ganz Österreich juristisch gegen die Annullierung vorgehen. Die Entscheidung sei laut Harald Mayer, Sportlicher Leiter des Viertligisten, zu früh und vor allem nicht rechtmäßig gefallen.
Einnahme-Entfall durch Spielabsagen, Rückgang von Sponsorengeldern, aber auch Veranstaltungs-Absagen machen den Klubs abwärts der Regionalligen schwer zu schaffen. Mit der Auflösung der Trainer- und Spielerverträge – wie beim SAK 1914 – wollen Vereine drohende Insolvenzen abwenden. Die „Null-Saison“ fordert im Salzburger Fußball-Unterhaus bereits sein erstes Opfer. Viertligist Zell am See steigt aufgrund durch die Corona-Pandemie entstandene finanzielle Schieflage freiwillig in die letzte Spielklasse ab. Alles Dinge, die dem sportlichen Fair-Play-Gedanken massiv widerstreben.
Noch ist es jedoch zu früh, um die genauen Auswirkungen abzuschätzen. Was den Funktionären sauer aufstößt, ist die große Ungewissheit. Wann darf das Training wieder aufgenommen werden? Wird die kommende Spielzeit im August angepfiffen? Die ÖFB-Regelung lässt Flexibilität vermissen. Womöglich geht nicht nur die Saison 2019/20 verloren, sondern unklar ist auch, ob es überhaupt möglich sein wird, die Spielzeit 2020/21 über die Bühne zu kriegen. Was, wenn die Pandemie zu einer weiteren Pause zwingt? Viele Fragen, die Stand jetzt auch in Österreich niemand beantworten kann. Keiner weiß, wie es weitergeht, wie lange die Pause noch währt.