Mit Rückenwind aus einem außergewöhnlich erfolgreichen Mädchen- und Frauenfußballjahr hat sich der Verbands-Frauen- und -Mädchenausschuss (VFMA) gemeinsam mit den Bezirksvertreterinnen zu seiner zweitägigen Jahresabschlusstagung im „Haus des Fußballs“ in München getroffen.
Im Mittelpunkt standen nicht nur der Spielbetrieb im Freistaat und der Austausch über laufende sowie abgeschlossene Projekte, sondern auch zwei zentrale Erfolgsfaktoren der aktuellen Entwicklung: der deutliche Effekt der Frauenfußball-Europameisterschaft in der Schweiz und die weiterhin starke Resonanz auf die Mädchenfußball-Kampagne #Lasstsiespielen. Beide Impulse haben maßgeblich dazu beigetragen, neue Zielgruppen zu erreichen, die Sichtbarkeit für den Frauen- und Mädchenfußball weiter zu erhöhen und den positiven Trend im gesamten Juniorinnenbereich zu verfestigen.
Der Rückenwind durch die Frauen-Europameisterschaft in der Schweiz spiegelt sich deutlich in der Leistungsbilanz des Verbands-Frauen und -Mädchenausschusses wider. Maßnahmen wie die flankierend zur Europameisterschaft ausgerichteten Minifußball-Festivals mit 500 Mädels aus 92 bayerischen Vereinen im Rahmen der Kampagne #Lasstsiespielen trugen dazu bei, die Begeisterung weiter in die Breite zu tragen und viele neue Mädchen für den Fußball im Verein zu gewinnen, wodurch auch die Mannschaftszahlen im Nachwuchsbereich noch einmal deutlich anstiegen. Auch bei den Spielerinnenzahlen setzt sich dieser Trend fort: Mit aktuell 35.971 aktiven Spielerinnen verzeichnet der BFV einen neuen Rekord – und liegt damit über dem landesweiten Durchschnitt. Besonders stark wirken sich die vielen Erstregistrierungen aus, wobei 28 Prozent aller neuen Spielerinnenpässe auf die F-Juniorinnen entfallen. Auch bei den E-Juniorinnen bedeuten 2021 Erstregistrierungen einen neuen Höchststand, insgesamt liegt der BFV hier 12 Prozent über dem Vorjahreswert.
Während im Juniorinnenbereich Rekordzahlen erreicht wurden, setzt sich der rückläufige Trend bei den Frauenmannschaften leider fort: Seit 2018/19 ist ihre Zahl um rund 30 Prozent gesunken (derzeit 609 Teams, dazu 96 im Freizeitbereich).
Stark entwickelt haben sich die Rahmenbedingungen: Mit 149 lizenzierten Trainerinnen gibt es in Bayerns Vereinen so viele wie noch nie (18 Prozent mehr als im Vorjahr) und mehr als doppelt so viele wie im bundesweiten Schnitt. Auch die 453 aktiven Schiedsrichterinnen bedeuten eine neue Bestmarke und liegen 12 Prozent über dem Wert der Vorsaison.
Ein Highlight des ersten Veranstaltungstages waren die drei Workshops, die zentrale Zukunftsthemen des weiblichen Spielbetriebs beleuchteten. Im Fokus standen dabei „Wir im Jahr 2040“, „Das U17-Juniorinnen-Upgrade“ sowie die mögliche Einführung einer „Bayerischen Hallenmeisterschaft der U13-Juniorinnen“. Die Präsentationen der Ergebnisse zeigten eindrucksvoll die Kreativität, die Expertise und das hohe Engagement aller Teilnehmenden.
Im Workshop zur geplanten U13-Hallenmeisterschaft wurde intensiv darüber diskutiert, ob der etablierte Hallenwettbewerb der U15- und U17-Juniorinnen sinnvoll um eine jüngere Altersklasse erweitert werden kann. Der aktuelle Zuwachs in dieser Altersstufe spricht klar für eine Einführung: Viele Bezirke richten bereits eigene Bezirksmeisterschaften aus. Gleichzeitig wurde allerdings thematisiert, dass aufgrund der geringen Hallenkapazität, die Gefahr besteht, keine Bezirksturniere stattfinden zu lassen, was eine Qualifikation erschwert. Auch müssen finanzielle Mittel und organisatorische Kräfte geprüft werden und die Tatsache, dass es sich hier um keinen weiterführenden Wettbewerb handelt, bedacht werden. Insgesamt würde ein U13-Hallenwettbewerb ein zusätzliches Highlight für Juniorinnen bieten und die Sichtbarkeit des Mädchenfußballs weiter stärken.
Der Workshop „U17-Juniorinnen Upgrade“ befasste sich mit der Frage, wie moderne Spielbetriebsstrukturen gestaltet werden können. Hintergrund ist, dass seit dieser Saison in der U17-Landesliga Nord/Süd eine Höhergruppierung möglich ist. Mehrere Vereine aus niedrigeren Spielklassen haben entsprechende Anträge gestellt, da in ihren Bezirken kein 11er-Modus angeboten wird, sie diesen aber spielen könnten. Die große Herausforderung: die sportliche Einordnung dieser Teams. Diskutiert wurden daher verschiedene Modelle wie ein Qualifikationsturnier, Freundschaftsspiele gegen etablierte Landesliga-Mannschaften inklusive Ranking oder auch die Nutzung eines möglichen neuen U15-Pokalwettbewerbs als Grundlage für Voreinstufungen.
Im Workshop „Wir im Jahr 2040“ entstand ein gemeinsames Zukunftsbild, das von weiter deutlich steigenden Zahlen im weiblichen Spielbetrieb ausgeht. Gleichzeitig wurde klar benannt, dass der Rückgang des ehrenamtlichen Engagements eine zentrale Herausforderung bleiben wird. Als mögliche Handlungsoptionen wurden eine Anpassung der Mitgliedsbeiträge zur Entlastung ehrenamtlicher Strukturen sowie die verstärkte Nutzung digitaler Tools und Künstlicher Intelligenz diskutiert. Beides könnte dazu beitragen, administrative Lasten zu reduzieren und langfristig stabile Rahmenbedingungen für Vereine zu schaffen.
Der zweite Tag wurde durch einen Gastvortrag der BFV Service GmbH geprägt, der die künftige Vermarktung eines möglichen U15-Juniorinnen-Pokalwettbewerbs in den Mittelpunkt stellte. Hintergrund ist die Suche nach einem neuen Partner, nachdem die Bauwirtschaft als Sponsor des früheren U15-Junioren-BauPokals ausgeschieden ist. Die Vision: einen vergleichbaren Wettbewerb erstmals auch für Juniorinnen zu etablieren und beide Turniere zusammen zu vermarkten. Gemeinsam analysierten die Teilnehmenden die Rahmenbedingungen und Herausforderungen eines solchen Projekts. Da die Anzahl der U15-Juniorinnen-Mannschaften geringer ist als im Juniorenbereich, wurde ein Einstieg auf Bezirksebene als sinnvoller Ansatz herausgearbeitet. Zudem spielt die Altersklasse derzeit sowohl im 11er-, 9er- als auch im 7er-Modus – als attraktivster und breitester Ansatz wurde der 9er-Modus identifiziert, da dieser die meisten Teams abholt. Darüber hinaus wurden potenzielle Sponsoren gesammelt, die thematisch und zielgruppengerecht zum Mädchenfußball passen könnten.
Einigkeit bestand darin, dass Maßnahmen zur Stärkung des Ehrenamts, zur Gewinnung neuer Mädchenmannschaften sowie zur Erhöhung der Sichtbarkeit im Jahr 2026 weiter ausgebaut werden sollen. Besonders betont wurde die Bedeutung der regionalen Initiativen auf Bezirksebene, die mit einer Vielzahl an Projekten bereits wichtige Impulse setzen und deren Förderung ein zentraler strategischer Schwerpunkt bleibt. Ein wesentlicher Baustein ist der „Tag des Mädchenfußballs“: Bayernweit wurden bislang 38 Veranstaltungen durchgeführt, zwei weitere sind noch in Oberbayern geplant, sodass 2025 insgesamt 40 von maximal möglichen 44 Terminen erreicht werden. Mit „Ballbina kickt“ läuft ein weiteres starkes Einstiegsformat: Aktuell beteiligen sich 33 Vereine, sieben Plätze sind noch frei, und im Januar (TSV Allershausen) sowie im März 2026 (TSV Remlingen) starten zwei weitere Standorte.
Im Rahmen der Jahresabschlusstagung wurde zudem Gisela Raml für 15 Jahre herausragendes ehrenamtliches Engagement im Verband geehrt und erhielt die Verbandsehrennadel in Silber. Die Auszeichnung übergaben BFV-Vizepräsidentin Silke Raml und VFMA-Vorsitzende Sandra Hofmann. Zudem gab es eine personelle Veränderung in der Vertretung der Bayernliga: Patricia Schneider (FC Stern München) übernimmt die Aufgabe von Sarah Roithmeier (SpVgg Greuther Fürth – Aufstieg in die Regionalliga).
„2025 geht zu Ende – ein Jahr, das einmal mehr gezeigt hat, mit welcher Begeisterung und Leidenschaft Mädchen Fußball spielen. Ihr Mut, ihre Energie und ihr Teamgeist machen unseren Sport vielfältiger, lebendiger und zukunftsfähiger. Die Kampagne #Lasstsiespielen hat diesen Weg begleitet und verdeutlicht, wie sehr Mädchenfußball unsere Förderung verdient. Für das kommende Jahr wünsche ich mir, dass wir weiter konsequent Räume schaffen, ihre Sichtbarkeit erhöhen und ihre Entwicklung auf und neben dem Platz noch gezielter unterstützen“, zog VFMA-Vorsitzende Sandra Hofmann zum Abschluss ein positives Fazit.